Reintegration von arbeitssuchenden Langzeitarbeitslosen: Über die Theaterbühne in den Arbeitsmarkt
Am 9. Juni 2016 feierten sie Premiere in der Fruchthalle Kaiserslautern vor rund 80 begeisterten Zuschauern. In sechs Monaten intensiver Probenzeit haben sie Schillers Sprache und die Methode des chorischen Theaters gemeistert. Zugleich haben sie sich in Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Kreativität geübt - Kompetenzen, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Begleitet wurde die erste Projektphase von Bewerbungstrainings und Coachings. Im Anschluss an die erste Projektphase ging es für die Teilnehmer ins Betriebspraktikum. Eine angeschlossene Kinderbetreuung war Teil des Angebots. Zum Zeitpunkt des Projektabschlusses im Oktober 2016 waren sechs Teilnehmer erfolgreich in sozialversicherungspflichtige Vollzeit-Arbeitsstellen vermittelt.
Berichte
JobAct® Family-Projektabschluss in Kaiserslautern
Für den Erfolg zählt mehr als die Vermittlung
Mit der feierlichen Übergabe der Zertifikate an die Teilnehmer im Oktober 2016 endete das »JobAct® Family-Projekt« in Kaiserslautern. „Es war geradezu ergreifend, zu erleben, wie diese Gruppe im Verlauf des Projekts zusammengefunden hat und wie groß das Bedauern über das Ende der gemeinsamen Zeit war“, so Projektleiter Jürgen Fritz von der PROJEKTFABRIK.
Auf ihrem abschließenden Treffen im November zogen die Partner der PROJEKTFABRIK – das Jobcenter Kaiserslautern, der Bildungsträger faw und die randstad stiftung – eine erstaunliche Bilanz: Aus ursprünglich sechzehn langzeitarbeitslosen Alleinerziehenden waren drei krankheitsbedingt zwar im Projektverlauf ausgeschieden. Von den verbliebenen dreizehn Teilnehmerinnen und einem Teilnehmer wurden sechs erfolgreich in sozialversicherungspflichtige Vollzeit-Arbeitsstellen vermittelt. „Mit einer solchen Quote hätten wir im Sommer – nach der Premiere des Theaterstücks – noch nicht gerechnet“, stellt Olaf Daub vom Bildungsträger faw zufrieden fest.
Doch nicht allein die Vermittlung zählt bei den theaterpädagogischen JobAct®-Reintegrationsprojekten zum Erfolg. „Wir sind sehr positiv überrascht von der jeweiligen persönlichen Entwicklung in der Gruppe. Es sind ein Zusammenhalt und ein soziales Gefüge entstanden, die sich für alle Beteiligten bis weit in die Zukunft als stärkend auswirken werden“, fasst Hans-Jürgen Sponhauer, Leiter des Jobcenters Kaiserslautern, das Ergebnis zusammen.
Im Frühjahr 2017 startet die randstad stiftung in Kooperation mit dem Main-Taunus-Kreis und der PROJEKTFABRIK gGmbH ein »JobAct® Sprachkultur-Projekt« in Hofheim/Taunus. Diesmal geht es im Rahmen der Theaterarbeit um den Spracherwerb von Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund.
Erfolgreiche Premiere des JobAct® Family-Projekts Kaiserslautern
Als Schauspieler auf Zeit haben sechzehn alleinerziehende Langzeitarbeitslose –fünfzehn Frauen und ein Mann – eine Inszenierung von Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" erarbeitet. Am 9. Juni 2016 feierten sie Premiere in der Fruchthalle Kaiserslautern vor rund 80 begeisterten Zuschauern. In sechs Monaten intensiver Probenzeit haben sie Schillers Sprache und die Methode des chorischen Theaters gemeistert. Zugleich haben sie sich in Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Kreativität geübt - Kompetenzen, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Begleitet wurde die erste Projektphase von Bewerbungstrainings und Coachings. Nun geht es für die Projektteilnehmer ins Betriebspraktikum. Projektleiter Jürgen Fritz erklärt im Interview, wie die Erfahrungen des Theatermachens dabei helfen, einen Arbeitsplatz zu finden.
Interviewpartner: Jürgen Fritz, Projektleiter
randstad stiftung: Herr Fritz, die erste Phase des Projekts ist mit der Premiere jetzt abgeschlossen. Welches Resümee ziehen Sie?
Jürgen Fritz: Es ist bewundernswert, welche Leistung jede einzelne Teilnehmerin in diesem Projekt erbracht hat. Man muss sich das vorstellen: Aus einer, mehrheitlich langjährigen, Arbeitslosigkeit heraus kommt man in ein Projekt, dessen wesentlicher Bestandteil ein Theaterauftritt auf der größten Bühne der Stadt ist - ohne jegliche Vorerfahrung in diesem Bereich. Das erfordert Mut, Teamarbeit, die Übernahme von Verantwortung, Verbindlichkeit und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ich bin stolz auf die Teilnehmerinnen sich, dass sie das geschafft haben.
rs: In der zweiten Phase geht es um die Arbeitsplatzsuche und -beschaffung. Wie gehen Sie dabei vor und was kommt auf die Frauen nun zu?
JF: Zuerst einmal geht es in eine 14-tägige Transferphase, in der das bisherige Geschehen aus der ersten Phase reflektiert wird. Das Ziel ist, den Schwung und die Energie der kreativen Arbeit für die Berufsfindung fruchtbar zu machen. Bis zur Premiere wurden ja bereits die individuellen beruflichen Perspektiven konkretisiert. Nach der Transferphase werden diese dann praktisch umgesetzt, das ist für jede Teilnehmerin unterschiedlich. Manche gehen für Praktika in Betrieben, für andere stehen Weiterbildungen an, usw..
rs: Die Projektteilnehmer sind Alleinerziehende. Welche besonderen Hürden sind da zu meistern? Und welche Erfahrungen gibt es aus anderen JobAct® Family-Projekten?
JF: Nun, die offensichtliche Hürde ist, für die Kinder in eine geeignete Betreuung zu finden, so dass die Teilnehmerinnen den Rücken frei bekommen um ihre beruflichen Ziele umzusetzen. Das Angebot von Betreuungsplätzen ist in jeder Stadt sehr unterschiedlich. Speziell in Kaiserslautern ist es eher übersichtlich, so dass die Bewerbungsmanagerin auch in diesem Bereich sehr kreativ werden musste um gemeinsam mit den Teilnehmerinnen die unterschiedlichsten Lösungen zu finden.
rs: Welche Rolle spielt das Theaterprojekt noch in der zweiten Projektphase?
JF: Einen Tag pro Woche sind die Teilnehmerinnen weiterhin im Projekt und werden sowohl vom Theaterpädagogen wie von der Bewerbungsmanagerin betreut. Zunächst sollen hier die Erfahrungen aus der Praxis aufgearbeitet werden, aber selbst verständlich wird auch weiterhin künstlerisch gearbeitet.
rs: Welches war Ihr schönstes Erlebnis während der mehrmonatigen Zusammenarbeit?
JF: Mein schönstes Erlebnis war, als ich bereits nach ca. drei Wochen anlässlich eines Projektbesuches sehen konnte, mit welchem Engagement die Teilnehmerinnen bei der Sache sind. Es gab bereits erste Kostproben aus der Theaterarbeit und da war ich mir sicher, dass das Projekt ein Erfolg werden wird.