Wie Praxisprojekte und andere Angebote helfen, kompetent Schülern mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen zu unterstützen
Die Arbeit untersuchte, ob sich mit einer intensiveren Nutzung der Angebote der Didaktischen Werkstatt auch die professionelle Lehrkompetenz in heterogenen Lerngruppen nachweislich verbessert. Dabei unterschied die Untersuchung nach verschiedenen Angeboten und der Intensität ihrer Nutzung, um einzelne Effekte vergleichen zu können. Die randstad stiftung förderte die Evaluation von Sandra Mirbek.
Abschlussbericht
Abschlussbericht zur Evaluation der Didaktischen Werkstatt
An der Goethe-Universität Frankfurt wurde in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Kultusministerium die Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung –Didaktische Werkstatt (Didaktische Werkstatt) gegründet. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, zur Professionalisierung von Lehrkräften und Studierenden in ihrem Umgang mit heterogenen Lerngruppen beizutragen. Die Aus- und Fortbildungsangebote unterscheiden sich im Format, welche Zielgruppe angesprochen, welche Dauer das Angebot umfasst und wie hoch der Praxisbezug ist. Die wissenschaftliche Evaluation überprüft, inwiefern mit der Nutzung einzelner Aus- und Fortbildungsangebote ein Kompetenzzuwachs auf Seiten der Teilnehmenden im Umgang mit heterogenen Lerngruppen nachweisbar wird. Untersucht werden hierbei die Kompetenzaspekte Einstellungen zu inklusivem Unterricht, deklaratives und prozedurales Wissen zum Umgang mit Heterogenität, Wissen zur Klassenführung und die Selbstwirksamkeitserwartungen in Hinblick auf inklusiven Unterricht. Dazu werden verschiedene Angebote im Zeitraum von zwei Jahren mittels eines Prä-Post-Designs untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden und die Lehrkräfte durch die Angebote v.a. positivere Einstellungen zu inklusivem Unterricht sowie höhere Selbstwirksamkeitserwartungen im Hinblick auf inklusiven Unterricht entwickeln. Diese Zuwächse sind durch die Angebote intendiert und somit erfreulich, zumal diese Kompetenzaspekte in der Fachliteratur als eher schwer veränderbar gelten. Dabei wirken sich erwartungsgemäß v.a. mehrtägige Veranstaltungen und solche mit hoher Theorie-Praxis-Verzahnung günstig auf die Entwicklung dieser beiden Kompetenzaspekte aus.
Mit Blick auf die spezifischen Gruppen der Teilnehmenden zeigt sich, dass das deklarative Wissen zum Umgang mit Heterogenität v.a. bei den Studierenden der Erziehungswissenschaften zunimmt. So weisen T eilnehmende mit geringem Vorwissen bzw. Lehrkräfte mit wenig Unterrichtserfahrung zum Post- Zeitpunkt die höchsten Wissenswerte auf. Offenbar können sie die angebotenen Wissenselemente in den Fort- und Ausbildungen besonders gut nutzen, während bei erfahreneren Teilnehmenden die angebotenen Wissensinhalte unabhängig von der Dauer des Angebots oder dem Anteil an Praxisbezug der Veranstaltungen weniger erfolgreich rezipiert werden. Dem gilt es noch weiter nachzugehen. Das prozedurale Wissen im
Umgang mit Heterogenität steigt demgegenüber in den Veranstaltungen mit einer mehrtägigen Dauer bzw. hoher Theorie-Praxis-Verzahnung bei allen Teilnehmendengruppen am deutlichsten an. Auch im Bereich des deklarativen Wissens zur Klassenführung können die Studierenden der Erziehungswissenschaften am meisten profitieren; diese weisen zu Beginn erwartungsgemäß eher geringe Kenntnisse in diesem schulspezifischen Wissensbereich auf. Dies fallen bei allen anderen Zielgruppen deutlich höher aus. Weitere Hintergrundvariablen wie das Fachsemester, die Anzahl der besuchten Fort- und Weiterbildungsangebote innerhalb und außerhalb der Didaktischen Werkstatt sowie die Nutzung der weiterführenden Angebote wie Beratung oder der Materialsammlung haben keinen Einfluss auf die Kompetenzentwicklung in den fünf untersuchten Bereichen.
Demzufolge gelingt es insgesamt mit den Aus- und Fortbildungsangeboten, wie sie in der Didaktischen Werkstatt vorgehalten werden, die Professionalität sowohl von Studierenden als auch von Lehrkräften im Umgang mit Heterogenität zu steigern. Diese Steigerung bezieht sich nicht nur auf einzelne Wissensbereiche, sondern lässt sich auch in der Einstellung und Selbstwirksamkeitserwartung zu Heterogenität und Inklusion nachweisen. Dabei erweisen sich erwartungsgemäß längerfristige Angebote und solche mit einem hohen Praxisbezug als besonders wirksam.