Flurfunk #5: Wie Räume uns kreativer machen

Die Autorin Nadja Mayer spricht mit Raphael Gielgen, dem Trendscout des Möbelherstellers Vitra. Er erklärt, warum der Schreibtisch ausgedient hat und Unternehmen ihre Gebäude für Menschen jetzt attraktiver machen müssen. Gielgen fordert zum Beispiel »Turnhallen des Geistes« – Räume, die uns nicht nur zusammenkommen lassen, sondern inspirieren. Die beiden sprechen außerdem über gelungene Beispiele in London und Paris und dass selbst die Farbe eines Stuhles Einfluss darauf hat, wie gut wir auf ihm sitzen.


Für Fragen und Feedback senden Sie eine E-Mail an: podcastrandstadstiftung@gmail.com

Hanna Daum,Geschäftsführender Vorstand

Podcast-Einführung und Gastvorstellung

In einer neuen Episode des Podcasts »Flurfunk« der Stiftung zur Zukunft der Arbeit begrüßt Nadja Meier Raphael Gilgen. Raphael Gilgen ist als »Scout Future of Work, Life and Learn« bei Vitra tätig, einem renommierten Schweizer Möbelhersteller.

Raphaels Rolle und die Zukunft der Wissensarbeit

In seiner Rolle versucht Gilgen, die zukünftige Wissensarbeit zu verstehen. Er betreibt intensive Recherchen, führt zahlreiche Gespräche und versucht, Muster einer neuen Zeit zu erkennen.

Arbeitswelt nach der Pandemie

Gilgen betrachtet die Pandemie als einen Wendepunkt in der Arbeitswelt. Er stellt fest, dass die Verschiebung von physischen Interaktionen in die virtuelle Welt erstaunlich gut funktioniert hat und neue Möglichkeiten für die Arbeitswelt bietet. Er betont den Bedarf an speziellen Räumen – Räumen für Rituale, für Innovation und für Transformation. In dieser neuen Arbeitswelt könnte der traditionelle Schreibtisch möglicherweise an Bedeutung verlieren.

Die Zukunft von Bürogebäuden

Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Zukunft von Bürogebäuden. Viele dieser Gebäude wurden primär als Finanzprodukte konzipiert und nicht unbedingt mit dem Fokus auf die darin arbeitenden Menschen. Die zentrale Herausforderung sieht Gilgen darin, diesen Gebäuden ein neues Leben einzuhauchen. Als Beispiel nennt er »The Strand One« in London, ein Gebäude, das so umgestaltet wurde, dass es eine kreative Kulturwirtschaft anzieht.

00:00:00:00 - 00:00:01:20
Sprecher 1
Flurfunk.

00:00:01:22 - 00:00:08:20
Sprecher 2
Der Podcast der Stiftung zur Zukunft der Arbeit.

00:00:08:22 - 00:00:22:12
Sprecher 3
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode der zweiten Staffel von Flurfunk, dem Podcast der Stiftung zur Zukunft der Arbeit. Mein Name ist Nadja Meier und ich freue mich sehr, heute Raphael Gilgen begrüßen zu können. Hallo Herr Gilgen.

00:00:22:14 - 00:00:23:20
Sprecher 1
Hallo Frau Meier!

00:00:23:22 - 00:00:42:05
Sprecher 3
Herr gegen Sie sind Scout Future of Work, Life and Learn bei Vitra, dem Schweizer Möbelhersteller in Weil am Rhein, den viele vor allem durch die Stühle der Designer Ray und Charles Eames kennen, die Vitra seit den 50er Jahren produziert. Was machen Sie als Scout eigentlich? Den ganzen Tag.

00:00:42:07 - 00:01:15:13
Sprecher 1
Die Nase im Wind stecken? Ich versuche im Wesentlichen zu verstehen, wie das Wesen einer vor uns liegenden Wissensarbeit ausschaut. Also vor uns liegen ist der Zeitraum ab fünf Jahre und dann länger und wie macht man das? Indem man auf der einen Seite sehr viel liest und recherchiert, viele Gespräche führt mit Menschen, wo man glaubt, dass die etwas als erster machen, Muster einer neuen Zeit erkennt, die Kontexte neu kombiniert und das immer wieder iterativ mit seinem Gegenüber austauscht.

00:01:15:15 - 00:01:27:17
Sprecher 3
Das heißt, es geht eigentlich eher um das Erkunden und Beobachten. Die Betonung liegt stärker auf Scout als denn auf Trend. Also auf das, was sich ohnehin schon vielleicht abzeichnet als Strömung.

00:01:27:19 - 00:01:46:24
Sprecher 1
Ja, absolut. Und vor allen Dingen das weit über den eigentlichen Kontext von Vitra hinaus. Also es besteht schon darin, Kontexte einer neuen Zeit zu verstehen und die dann in die jeweilige Kategorie zu mir als Vitra ist ja was anderes, wie wenn vor mir ein Manager von der Bank, von der Versicherung oder vom Automobilkonzern sitzt.

00:01:47:01 - 00:02:07:08
Sprecher 3
Ich verstehe. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir eigentlich viel flexibler sind, als wir es von uns selber vielleicht gedacht haben, wenn es darum geht, den Laden unter völlig neuen Bedingungen am Laufen zu halten. Wir haben liebgewonnene Rituale und Verhaltensweisen von heute auf morgen verändert. Sehen Sie das als Chance, vielleicht sogar irgendwie auch ein bisschen als Aufbruch in eine neue Zeit?

00:02:07:08 - 00:02:12:00
Sprecher 3
Oder haben Sie das Gefühl, wir werden nach und nach doch wieder zurück zu alten Gewohnheiten kehren?

00:02:12:02 - 00:02:46:17
Sprecher 1
Nein, ich sehe das sogar als massiven Kipppunkt. Wir haben im März 2020 über 85 % unserer physischen Interaktion mit Menschen, also auch mit Freunden, in die virtuelle Welt verschoben. Das hat es vorhin so noch nie gegeben. Und obwohl es sehr reduziert war, hat es erstaunlich gut funktioniert. Und mit mit dem, mit diesem Gewinn an Freiheit, Souveränität. Aber auch mit dieser Erkenntnis und der selbst gemachten Erfahrung betreten wir jetzt, glaube ich, erst das richtige Experiment.

00:02:46:19 - 00:03:02:24
Sprecher 1
Natürlich gemeinsame Rituale wie Kaffee, Frühstück mit Kollegen, Mittagessen, abends eine Feier. Das wünscht sich natürlich jeder zurück. Aber das ist auch etwas, was tief in uns verwurzelt ist, was unveränderbar ist. Aber viele Sachen sind veränderbar.

00:03:03:01 - 00:03:14:07
Sprecher 3
Wenn es konkret um das Arbeiten geht, reduzieren wir im Moment immer noch alles so ein bisschen auf die Frage Gehst du ins Büro zurück oder arbeitest du weiter von zu Hause? Ist das aus Ihrer Sicht der richtige Ansatz?

00:03:14:12 - 00:03:47:19
Sprecher 1
Also Menschen suchen schnelle Antworten. Die Zeit, in der wir drin sind und die vor uns liegt, hat eben keine schnellen Antworten mehr und keine einfachen vor allen Dingen. Das bedeutet auf der einen Seite erst mal wieder den Muskel zu trainieren, den Status Quo zu erfassen. Also wenn die dann nicht zurückkommen, warum ist das eigentlich so? Also die, die neue Realität versuchen umfassend zu begreifen und dieses Problem zu beschreiben und aus der Problembeschreibung dieses Framing dann darauf zu kommen, wonach sehnen die sich eigentlich?

00:03:47:24 - 00:04:03:06
Sprecher 1
Was ist die damit verbundene Sehnsucht, dass nicht wiederkommt? Und wie kann am Ende daraus, ich sage mal eine Art Remote First Architektur entstehen, die für die Unternehmen gleich gut sind wie für die Mitarbeitenden?

00:04:03:08 - 00:04:09:04
Sprecher 2
Zahlenwerte?

00:04:09:06 - 00:04:50:08
Sprecher 2
Der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice ist in Deutschland über den Sommer 2022 nur leicht gesunken. Er lag im August bei durchschnittlich 24,5 % nach fast 25 % im April. An der Spitze liegen Unternehmensberater sowie Unternehmen der IT und Informations Branche mit jeweils über 70 %. Bei den Dienstleistern arbeiten 35,5 % der Beschäftigten von zu Hause. Im Großhandel und der Industrie sind es nur etwas über 15 %, gefolgt vom Einzelhandel mit 5,4 und dem Baugewerbe mit 5,1 %.

00:04:50:10 - 00:05:05:14
Sprecher 2
Im Gaststätten und Hotelgewerbe arbeiten hingegen nur 1,7 bzw 1 % der Beschäftigten im Homeoffice. Quelle ifo Studie September 2022.

00:05:05:16 - 00:05:26:07
Sprecher 3
Sie haben an anderer Stelle ich glaube auch in einem Vortrag oder vermutlich auch schon öfter mal gesagt, dass der Schreibtisch ausgedient hat, was mich wahnsinnig nervös macht, weil ich meinen Schreibtisch sehr liebe. Schon als Kind. Ich hatte so einen kleinen, den meine Mutter rot gestrichen hat. Und selbst wenn wir spät abends um zehn aus dem Urlaub gekommen sind, bin ich dahin gestürzt, ohne da konkret was zu tun zu haben.

00:05:26:07 - 00:05:45:18
Sprecher 3
Aber es war so ein bisschen wie mein Cockpit, mein Universum, meine Schaltzentrale. Aber wenn der Schreibtisch ausgedient hat, was wird dann an seiner Stelle stehen? Oder wie müssen Räume? Vielleicht sind es ja auch gar keine Räume mehr beschaffen sein, damit wir in Zukunft besser, kreativer, produktiver und vielleicht auch mit mehr Vergnügen arbeiten werden?

00:05:45:20 - 00:05:57:22
Sprecher 1
Ja, also eins dazu Der Schreibtisch hat ausgedient. Ich möchte das Ganze mal auf eine andere Ebene, auf eine andere Perspektive reinbringen.

00:05:57:24 - 00:06:32:11
Sprecher 1
Man könnte sich ja die Frage stellen okay, was eigentlich muss dieser Arbeitsort und dieses Büro von morgen können? Wo? Einfach in der Konkurrenz zum Büro, zu Hause, zum virtuellen Raum oder zu alternativen Orten viel stärker ist? Und das sind im Wesentlichen drei Ebenen. Die eine Ebene ist Orte, Rituale, Rituale, basierend auf Kulturtechniken erzeugen Intimität und Vertrauen. Dazu braucht es eine Vielzahl an Menschen, die und die damit verbunden Erlebnisse.

00:06:32:13 - 00:06:55:21
Sprecher 1
Das passiert niemals zu Hause. Das passiert bedingt im virtuellen Raum. Das ist im Prinzip die alte Unternehmenszentrale oder das neue Büro oder Headquarter von morgen. Das hat im Prinzip diese Räume für Rituale. Der zweite ist und die Räume, Rituale. Was sind Rituale? Das gemeinsame Essen, eine Lern Veranstaltung Man kulturelles Event, eine Town Hall, die zweite Ebene. Das ist das, was Sie gerade angesprochen haben.

00:06:55:23 - 00:07:27:09
Sprecher 1
Orte oder Räume für Fortschritt? Innovation. Warum? Wir werden zum Ende des Jahrzehnts jeden zweiten Euro der Schweizer Franken mit neuen Services und neuen Produkten verdienen, die es heute noch nicht gibt. Auch diese neuen Produkte, neue Services entstehen nur bedingt zu Hause, nur bedingt im virtuellen Raum. Auch dafür müssen Menschen zusammenkommen. Und dafür braucht man Räume, die eher so konditioniert sind wie eine geistige Turnhalle oder wie die Turnhalle des Geistes, die uns dazu befähigen, auf andere Dinge zu kommen mit Kollegen und Kollegen, mit denen wir sonst nicht zusammenarbeiten.

00:07:27:14 - 00:07:54:16
Sprecher 1
Und dort entsteht Neues. Und das Dritte und das ist, glaube ich, so das grösste Brett, zumindest das dickste Brett in der alten Welt. Das sind Räume oder Orte für die Transformation. Was ist die Transformation? Das ist das, was ein Bosch gerade macht. Wenn ein Bosch gerade 80.000 Mitarbeiter aus seinen in Anführungsstrichen alten Business Units wie die des Verbrennungsmotor in eine neue Zeit transformiert und über vier Jahre 1 Milliarde € in die Hand nimmt.

00:07:54:18 - 00:08:14:13
Sprecher 1
Diese Transformation erfordert unbedingt die Lokalisierung, also eine räumliche Verortung. Und dazu braucht man auch dafür. Und das und dafür ist die Antwort natürlich nicht der Schreibtisch. Weder für die Rituale noch für Innovation und Fortschritt noch für Transformation. Und damit ist gemeint, dass der Schreibtisch ausgedient hat.

00:08:14:15 - 00:08:37:11
Sprecher 3
Wie ist es dann aus Ihrer Sicht mit den teuren und oft auch prestigeträchtigen Architekturen in den Innenstädten? Was wird mit denen passieren? Da ist ja auch so ein bisschen, das ist ja so eine Art, fast schon so ein Sport geworden, auch zwischen Unternehmen. Gerade hier in Frankfurt sieht man das auch. Je höher und je verrückter die Architektur ist, desto toller steht das Unternehmen da.

00:08:37:11 - 00:08:42:10
Sprecher 3
Was macht man jetzt mit diesen Gebäuden?

00:08:42:12 - 00:09:07:01
Sprecher 1
Das ist so einer meiner Lieblings Fragen. Gehen wir kurz einen Schritt zurück. Die meisten Gebäude, die da draußen gebaut wurden, sind Finanzprodukt Finanzprodukte. Also bedienen eine Asset Klasse Sachwert Anlage, damit Unternehmen Geld verdienen. In den zufällig dann Menschen arbeiten wohnen Diese Gebäude sind nicht unbedingt für Menschen gebaut worden, dass sie daran arbeiten, geschweige denn, dass sie darin wohnen.

00:09:07:06 - 00:09:19:00
Sprecher 1
Also ich will nicht sagen, das sind alle Gebäude, aber eine Vielzahl Gebäude sind es. So, jetzt ist die Frage natürlich richtig. Was macht man mit all diesen Gebäuden?

00:09:19:02 - 00:09:45:16
Sprecher 1
Das passiert jetzt nicht über Nacht. Sie werden aber die Schreibmaschine einer neuen Zeit. Und auch die Schreibmaschine hat ja nicht Hals über Kopf das Büro verlassen. Die letzte Schreibmaschine hat man noch mal irgendwo gefunden. In der Regel dort, wo Formulare durch gedruckt werden mussten. Ich gehe davon aus, dass das die größte Herausforderung wird für auf der einen Seite, für die Eigentümer oder auch für die Immobilienfonds, in denen diese Gebäude drin sind.

00:09:45:18 - 00:10:09:16
Sprecher 1
Diesen Gebäuden ein neues Leben einzuhauchen. Aber auch das geht. Ein wunderbares Beispiel dazu ist in London. Das Gebäude heißt genauso wie die Adresse The Strand One. Katie ist im Herzen von London ein großer alter Brutalismus Bau, den man sehr wahrscheinlich vor drei oder vier Jahre keine Bedeutung zugemessen hat. Aber der neue Landlord hat das Gebäude wunderbar, ich sage mal programmiert.

00:10:09:18 - 00:10:38:08
Sprecher 1
Also ein Place making gemacht, diesem Ort Bedeutung gegeben. Und wenn man auf die Internetseite geht von The Strand, findet man das Programm. Was über neun Etagen in dem Ort stattfindet, richtet sich an die kreativen Kulturwirtschaft. Und so ein Gebäude, das eigentlich komplett outdoor war, ein neues Leben bekommen bedeutet. Die eine Möglichkeit, die man hat es Programme für diese Orte denken, die dann darin stattfinden und eine besondere Zielgruppe anziehen.

00:10:38:10 - 00:10:51:11
Sprecher 1
Das zweite ist, in eine erweiterte Verwendung zu gehen, in Zusammenarbeit mit den Städten und Landkreisen. Ob das dann Wohnen ist oder anderes, sei dahingestellt. Was man de facto nicht machen wird, Man wird diese Gebäude nicht mehr abreißen.

00:10:51:13 - 00:10:56:01
Sprecher 3
Aber es braucht auf jeden Fall viel Kreativität, glaube ich von allen Beteiligten Kreativität.

00:10:56:01 - 00:11:00:04
Sprecher 1
Und es bedarf eine Deregulierung.

00:11:00:06 - 00:11:17:10
Sprecher 3
Es gibt ja, Sie haben das Beispiel jetzt in London genannt. Es gibt aber auch so was wie Jean will in Paris diesen neuen Stadtteil von Jean Nouvel, dem Architekten Jean Nouvel. Können Sie kurz mal beschreiben, was da genau passiert? Und sehen Sie darin vielleicht auch schon so ein Modell für die nahe Zukunft?

00:11:17:10 - 00:11:39:10
Sprecher 1
Ja, auch ein sehr toller Referenzpunkt Übrigens. Wir brauchen diese Referenzpunkte, die steigern nämlich unsere Vorstellungskraft. Was ist die Idee? Am Fuße des Sein entsteht. Da erschrickt es ein bisschen. Für 600.000 Menschen. Ich sage mal so ein neuer Multi dort, der alles ist, der wohnen ist, der Arbeiten ist, der mit dem Entertainment ist, der Dinge, des täglichen Bedarfs, der auch Bildung ist.

00:11:39:12 - 00:12:08:15
Sprecher 1
Und man kann sich das vorstellen, als ob Gebäude ineinander verschachtelt werden. Die unterschiedliche, die von ihrer Codierung. Also wenn man diesen Raum betritt, von der Körpersprache haben die natürlich schon so eine Zuweisung, dass man denkt, da ist ein öffentlicher Raum, ach, hier sieht eher was aus wie ein Unternehmen. Und das hat, das ist eher was wie Wohnen. Aber dadurch, dass das so Konglomerat an diesem Standort ist, lebt das in so einer wunderbaren Koexistenz und gar nicht fremd.

00:12:08:17 - 00:12:43:11
Sprecher 1
Auch sehr verdichtet. Übrigens auch eine Herausforderung im städtischen Raum mit Dichte so umzugehen, dass wir Menschen das Sagen ertragen, aber dass uns das gar nicht so dicht vorkommt. Und diese schöne Verlassen finde ich wunderbar. Das Angebot, mal städtisches Quartier vertikal neu zu denken. Und ich kann mir vorstellen, dass das gelingt. Es ist Paris natürlich eine sehr, sehr große Stadt, also einen großen Ballungsraum haben wir in Deutschland nur bedingt, weil ich glaube, es bedarf auch dafür viele Millionen Menschen in eine Stadt mit vielen Millionen Menschen.

00:12:43:14 - 00:12:46:20
Sprecher 1
Dass die Akzeptanz dafür, dass.

00:12:46:22 - 00:13:17:19
Sprecher 3
Ich komme, noch mal auf den Schreibtisch zurück. Die Frage des Schreibtisch und wo dieser steht, stellt sich ja nur für einen Teil der Belegschaft. Und ich habe manchmal den Eindruck, dass wir das vergessen, dass wir über ein Modewort und Homeoffice sprechen. Aber die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze komplett anders aussehen, die auch vielleicht an einen bestimmten Ort gebunden sind, wie zum Beispiel eine Fertigungs Halle oder auch eine Intensivstation, dass wir diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so ein bisschen von dieser Diskussion, die ja für die Zukunft extrem wichtig ist, ausschließen.

00:13:17:19 - 00:13:18:10
Sprecher 3
Wie sehen Sie das?

00:13:18:12 - 00:13:43:00
Sprecher 1
Ja, es ist eine zentrale Herausforderung. Jetzt aber dazu noch mal eine andere Perspektive. Ich habe ja als Schreiner fünf Jahre gearbeitet und ich habe die Schreinerei glaube, Feierabend war immer so 3:30 oder 4:15, und dann hat sich meine Arbeit schlafen gelegt, das heißt, meine Arbeit und ich, wir haben uns dann zehn oder zwölf Stunden nicht mehr gesehen. Erst am nächsten Morgen wieder um 7:00 habe ich die Arbeit begrüßt oder die Arbeit mich.

00:13:43:02 - 00:14:18:13
Sprecher 1
Meine Arbeit legt sich gefühlt seit 20 Jahren nicht mehr schlafen und in dem Moment ist es diese andere Perspektive. Jetzt ist es natürlich schwierig. Also es bleibt. Das ist ja nur ein Blick drauf, so dass sich die Arbeit schlafen legt. Das andere ist natürlich die des Souverän, was einer hat, wenn er von zu Hause arbeiten kann. Das hat natürlich einer, der in die Produktion geht oder in der Werkstatt niemals kann das kompensiert werden.

00:14:18:15 - 00:14:48:02
Sprecher 1
Schwierig, glaube ich. Wir haben ja auch diese, diese Situation, dass wir ja Kolleginnen, Kollegen haben, die jeden Tag an den Campus gehen, weil sie in der Produktion arbeiten, in der Qualitätssicherung und in der Logistik. Und da, glaube ich, bedarf es einer sehr ausgeprägten unternehmerischen Fürsorge von der Unternehmensleitung, dass am Ende jeder an Bord auf der einen Seite sich mit seiner Rolle identifiziert und gleichzeitig auch weiß es Teil etwas Größerem.

00:14:48:02 - 00:14:58:05
Sprecher 1
Und dass dann jeder mit dem jeweiligen Für und Wider der Aufgabe ganz, ganz gut leben kann. Aber dass das dann in dem Moment okay ist und dass man das respektiert könnte.

00:14:58:10 - 00:15:11:16
Sprecher 3
Ich glaube, wichtig ist es. Wichtig ist, dass es, dass es bewusst ist, an den entscheidenden Stellen, also dass das nicht vergessen wird, glaube ich, dass es auch kommuniziert wird. Also dass, wie Sie sagen, jeder, der an Bord ist, der muss sich auch an Bord fühlen.

00:15:11:19 - 00:15:15:23
Sprecher 1
Also man kann es nicht einfach wegwischen. Genau. Ja.

00:15:16:00 - 00:15:34:08
Sprecher 3
Sie sprechen ja überall auf der Welt, wenn ich es richtig verstanden habe, mit Unternehmerinnen und Unternehmern, mit Architekten, mit Start ups usw, also mit denen, die mehr oder weniger die Arbeitswelt der Zukunft auch aktiv mitgestalten, die also auch entscheiden können. Hier und da sprechen sie dabei auch hin und wieder mal mit den Menschen, für die die veränderte Arbeitswelt gedacht ist.

00:15:34:08 - 00:15:40:03
Sprecher 3
Also mit den Leuten, die da später mal sitzen und diskutieren und arbeiten und produktiv sein müssen.

00:15:40:04 - 00:16:14:03
Sprecher 1
Ja, das bleibt nicht aus. Auf der einen Seite durch die Vortrags Formate sitzen in der Regel Mitarbeitern Mitarbeiter mir gegenüber. Also wenn sie in einem großen koreanischen Konzern sind, da sitzt man in so einer Hall, Das sind dann alle Schichten, die in dem Unternehmen vertreten sind und Universitäten, also Studenten, Studenten, Ja, ich habe natürlich, das sind in der Regel meine Empfänger, ähm, die sich sehr unterschiedlich dann an einer Diskussion beteiligen.

00:16:14:05 - 00:16:39:24
Sprecher 1
Und wenn ich überlege, was bewegt die Leute also durch die Bank weg, bewegt die Leute natürlich die Geschwindigkeit der Veränderung. Das beschäftigt die sehr, sehr unterschiedlich. Wenn sie in Südostasien sind, da ist das Durchschnittsalter sieben, 28, die haben alle Appetit, die sind neugierig, die sind hybrid groß geworden, die hatten nie nur ein Leben, die waren immer virtuell und real.

00:16:40:01 - 00:16:48:18
Sprecher 1
Das ist was anders. Wie wenn sie nach Skandinavien fahren, wo das Leben noch so beschaulich ist.

00:16:48:20 - 00:17:16:07
Sprecher 3
Die Frage zielte auch vielleicht so ein bisschen in die Richtung, oder? Was mich daran auch interessiert, ist wenn Sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbeziehen durch Ihre Vorträge oder so, ist das eine, aber das andere ist ja auch wie stark funktioniert das oder wird das mitgedacht in den Unternehmen oder von den Architektinnen und Architekten oder so? Wie sehr sind die auch schon so, dass sie sagen uns ist wichtig, dass das das auch ankommt?

00:17:16:08 - 00:17:43:17
Sprecher 3
Also ein Beispiel Ich hatte in der ich arbeite, unter anderem auch freiberuflich in Agenturen und da wurde von der Geschäftsleitung in einen Raum eine tolle Tischtennisplatte hingestellt. Die Absicht war gut genutzt wurde die Tischtennisplatte aber wirklich immer nur als Mittagstisch. Also wenn man mal gefragt hätte Was wollt ihr? Hätte man vielleicht gesagt, Wir wollen eine riesig lange Tafel, wo alle dran sitzen können.

00:17:43:22 - 00:18:12:02
Sprecher 1
Okay, also das Thema ist komplex, aber ich will es mal so portionieren. Das erste ist, es gibt die kulturelle Transformation und es gibt die Geschäftsmodell Transformation. Die Geschäftsmodell Transformation ist nicht verhandelbar. Also wenn ein Unternehmen wie Porsche sich dazu entschließt, den Großteil der Produkte oder über 50 % in naher Zukunft in Elektromobilität zu machen, ist das nicht verhandelbar. So sehr wie einer da den Benziner liebt, den Sex oder den weiß ich nicht.

00:18:12:02 - 00:18:36:02
Sprecher 1
Wie viel Zylinder spielt das keine Rolle? Das ist nicht verhandelbar und das ist auch nicht partizipativ. Jetzt kommt aber die kulturelle Transformation. Die ist natürlich verhandelbar. Ja, bedeutet An wie viel Tagen kann ich, an wie viel Tagen sollte ich eigentlich hier erscheinen? Wo immer ich bin, kann ich eigentlich auch von anderen Orten außerhalb von Deutschland arbeiten. Wie? Wie regeln wir eigentlich?

00:18:36:04 - 00:19:05:01
Sprecher 1
Wie pflegen wir eigentlich unseren kulturellen Kontext untereinander? Wie viele Programme bietet die Firma jenseits des Arbeitens an? Das sind kulturelle Formate. Also ich glaube, das ist immer wichtig zu wissen, dass man das trennt. Die nächste Stufe ist Einbindung, also die der Clemens Fuest, der unser Chef vom ifo Institut, sagte jüngst mal Zukunft gestaltet man aus der Zukunft von 100 % Kundschaft oder von 100 % der Begegnung, haben nur 10 bis 15 % wirklich auf dem Schirm.

00:19:05:01 - 00:19:39:19
Sprecher 1
Einen echten Zoom aufzumachen bedeutet, sich mit der Organisation in ein Jahr 20, 303235 zu versetzen und von dort Zukunft zu denken. Und genau über diesen Gedanken eine Arbeits architektur sei die physisch oder virtuell konsequenzlos zu denken und zu gestalten bedeutet, ist nur bedingt ausgeprägt, weil was nicht mehr reicht. Das alte Modell einer Partizipation. Leute zu fragen, was man denn will, weil das ist Zukunft gestalten mit dem Rücken, mit dem aus dem Rückspiegel heraus, weil die Welt vor uns ist.

00:19:39:19 - 00:20:05:22
Sprecher 1
So anders, dass wir erst schaffen müssen, dass die Kolleginnen und Kollegen oder auch die Unternehmensleitung neue Referenzpunkte kriegen. Was passiert da draußen eigentlich und welches welche Potenziale kann ich ausschöpfen als Organisation? Und was bedeutet das für die Körpersprache, also meines Unternehmens, der Architektur? Und das machen im Moment die wenigsten. In dem Moment, wenn man mit den Dialog tritt, dann sagen die Punkt, habe ich nie drüber nachgedacht, wie geht das?

00:20:05:24 - 00:20:10:12
Sprecher 1
Und dann erzählen sie dann, wie man es auch machen kann.

00:20:10:14 - 00:20:31:06
Sprecher 3
Sie haben es vorhin schon mal so ein bisschen angedeutet Verändert sich mit dem Einzug der künstlichen Intelligenz zum Beispiel in vielen Arbeitsbereichen oder auch mit der weiter voranschreitenden Digitalisierung auch gerade das Produkt unserer Arbeit? Oder anders gefragt Woran arbeiten wir eigentlich künftig, wenn den größten Teil dessen, was wir bisher gemacht haben, Algorithmen übernehmen?

00:20:31:08 - 00:21:02:08
Sprecher 1
Das ist das, das ist auch das, was mir schon mal schlaflose Nächte bereitet, aber nicht schlaflose Nächte der Sorge, sondern schlaflose Nächte, des Nicht Verstehens. Also das, dass ich mir die Sachen noch nicht vollends ergründen. Es gibt vom World Economic Forum eine sehr umfassende Liste, die beschreibt, wie viel neue Technologien spätestens ab der Hälfte dieses Jahrzehnts, also schon in drei Jahren, uns zur Verfügung stehen.

00:21:02:10 - 00:21:30:01
Sprecher 1
Und da ist richtig viel dabei. Auch viele Sachen wie Voice Processing, die eine hohe Möglichkeit einer Automatisierung haben bzw uns von Arbeitswut in langweiligen Arbeits Routinen lösen, weil im Prinzip weil das anders erfolgen kann. Die wiederum kommen so schnell in unser Leben, weil die, die die Infrastruktur über so hyper scale das sind ganz schnelle Clouds oder 5G das überhaupt ermöglichen.

00:21:30:01 - 00:21:54:09
Sprecher 1
Und so einfach, fast so einfach wie Microsoft Teams oder Zoom oder wie jetzt das tun, mit dem wir gerade den Podcast aufzeichnen, wo man nicht vorher 20 Seiten manuell blättern muss. Ja, das kommt und es ist nicht nicht wirklich absehbar. Wenn man aber auch hier die die Thinktanks fragt in den Thinktanks ist es so In der Bedeutung der Zukunft der Arbeit gibt es zwei wesentliche Aktivitäten.

00:21:54:09 - 00:22:22:24
Sprecher 1
Das eine ist Technologieführerschaft. Also jedes Unternehmen ist dazu aufgefordert, an einer echten Technologieführerschaft zu arbeiten und im Prinzip eine Vielzahl der Transaktionen digital abzubilden. Und das Zweite ist die Transformation. Das beschriebene Beispiel von Bosch bedeutet Ich lade jeden dazu ein, die Potenziale dieser Welt zu entdecken, Frühzeitig zu implementieren. Weil jeden Tag, wo man zu spät anfängt, reduziert sich der Anlauf, diese Hürde zu nehmen.

00:22:23:01 - 00:22:38:08
Sprecher 3
Das heißt aber auch für die Menschen, also für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass sie eigentlich andere Voraussetzungen brauchen, dass sie also mit dem, was sie gelernt haben, irgendwie, was sie ursprünglich mal in ihrer Ausbildung erfahren haben, eigentlich gar nicht mehr so weit kommen oder gar nicht mehr.

00:22:38:08 - 00:23:09:04
Sprecher 1
Wunderbar. Das ist, das trifft's. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Genau das ist jetzt der nächste Punkt. Wir, wir müssen mit so einer, mit so einer gelebten Realität brechen, die da ist, dass du was lernst, du was studierst und das machst, bis das in Rente gehst. Das ist bald nur noch eine entfernte Erinnerung, weil wir sind in etwa an dem gleichen Punkt, wie mal die Dampfmaschine in das Leben der Menschen kam oder Elektrizität.

00:23:09:06 - 00:23:27:00
Sprecher 1
Das bedeutet ja gar nicht, dass wir jetzt Angst haben müssen, unseren Arbeitsplatz zu verlieren, weil bei so was gibt es erst mal lange nicht genug Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter. Also dann macht man was anderes. Und jetzt sagen die Leute natürlich ja, aber ich habe nichts anderes gelernt. So, und jetzt sind wir genau in diesem Punkt der Transformation das, was ein Bosch macht.

00:23:27:00 - 00:24:04:04
Sprecher 1
Jetzt mal als lebendiges Beispiel im größtmöglichen Maßstab. Ja. Nichtsdestotrotz ist jeder auch sehr persönlich eingeladen, an zwei wesentlichen Dingen zu arbeiten. Zum einen, ich sage mal, ist das Ganze der Umgang mit Daten, also dieses ganze Thema Analytics, eine Grundfähigkeiten zu haben mit Datenmaterial, das interessant zu lesen, zu deuten und daraus Neues entstehen zu lassen. Und das Zweite ist eine sehr grundsätzliche Technologie Kompetenz und man kann das vergleichen wie mit dem Lernen einer neuen Fremdsprache.

00:24:04:06 - 00:24:17:04
Sprecher 1
Ja, wir lernen jetzt quasi endlich die neue dritte Fremdsprache Fremdsprache und das ist Technologie und das lernen wir sehr natürlich und nicht einfach, weil wir es machen müssen, weil ich sonst in der Branche arbeiten kann.

00:24:17:06 - 00:24:19:00
Sprecher 4
Hm.

00:24:19:02 - 00:24:43:20
Sprecher 3
Ich würde gern noch mal von diesem Technologie Gedanken, der sehr spannend und sehr wichtig ist, zu einem anderen Punkt kommen. Und zwar es gibt. Von Werner Panton, dem dänischen Designer, gibt es einen schönen Satz, der heißt more komfortable ohne colour that you like. Also sinngemäß Wenn dir die Farbe gefällt, ist der Stuhl gleich viel bequemer. Dabei geht es ja auch darum, dass sich das, was uns umgibt, auf unser Wohlbefinden auswirkt, auch bei der Arbeit.

00:24:43:22 - 00:25:07:03
Sprecher 3
Jetzt habe ich irgendwie so beobachtet. Ich weiß nicht, ob Sie das ähnlich sehen, dass man zum Beispiel vor allem bei Schulen und bei Krankenhäusern irgendwann aufgehört hat, darüber nachzudenken, wie sie so gestaltet werden können, dass sich die Umgebung positiv irgendwie auf das Lernen oder auch auf das Gesundwerden auswirkt. Es gibt zum Beispiel in Barcelona, es gibt wahrscheinlich ganz viele, aber das ist mir bekannt.

00:25:07:05 - 00:25:34:13
Sprecher 3
Ist gibt so ein Krankenhaus Komplex aus den 20er Jahren, das riesengroß wunderschöne Gebäude, das ist Jugendstil. Sie spüren, dass da über jede Türklinke nachgedacht wurde, über jedes Fenster nachgedacht wurde. Die Gänge sind toll, es gibt zu Wandelhalle, es gibt kleine Parkanlagen, die liebevoll angelegt sind. Und ich habe so ein Gefühl, dass allein die Tatsache, dass da was mit Zeit und Hingabe gemacht wurde, dass man das spürt.

00:25:34:13 - 00:25:57:15
Sprecher 3
Es steht ja nirgendwo. Aber man spürt es. Und dass sich das sehr positiv auswirken kann auf die Menschen. Das heißt, so meine Vermutung, ist ich weiß nicht, vielleicht widersprechen Sie mir oder Sie können es vielleicht auch ein bisschen bestätigen. Das hat vielleicht auch ein bisschen damit zu tun. Bei Krankenhäusern ist es vor allem der Fall, dass wir zu lange und zu sehr auf Effizienz und Produktivität geschielt haben, auf Gewinn und Wachstum.

00:25:57:20 - 00:26:16:03
Sprecher 3
Krankenhäuser müssen heute erfolgreiche Unternehmungen sein, auf Mess und Zählbares. Also mein Eindruck ist, dass es, dass es viel mehr, also dass es gar nicht so sehr um Form geht, sondern dass es wirklich um um Werte geht, wo ein unbedingtes Umdenken einsetzen muss.

00:26:16:05 - 00:26:44:23
Sprecher 1
Frau Meier, Sie lassen im Positiven nichts aus. Es ist ein zentraler Punkt, und zwar Wenn ich darüber rede, rede ich über neue physische Realitäten und neue virtuellen Realitäten. Die virtuellen Realitäten ist eh klar. Alles das, was in der virtuellen Welt stattfindet und das wird jeden Tag besser. Die physischen Realitäten ist unsere physische Umgebung, wo wir wohnen, in der Stadt, in der wir leben, das Büro, in das wir vor oder nach der Pandemie reingehen.

00:26:45:00 - 00:27:22:24
Sprecher 1
Und da haben viele Leute festgestellt, dass es da um nicht wirklich gut bestellt ist, ja, dass diese Architektur ziemlich erkenntnisreich war. Oder man hat sich eher die Frage gestellt Was habe ich eigentlich im Büro angetan, dass ich da jeden Tag zum Arbeiten hin musste? So, letztes Jahr ist ein tolles Buch erschienen von Murphy. Paul Newman in diesem Buch beschreibt ja eigentlich unser Verhältnis, unser Verhältnis als Mensch zu Raum, also wie Raum oder räumliche Umgebung oder Umgebung uns Menschen dabei hilft, also physische, vor allen Dingen ja oder nur für sich die Welt zu entdecken, zu verstehen und zu begreifen und was Raum mit uns macht.

00:27:23:01 - 00:27:47:08
Sprecher 1
In den von Ihnen beschriebenen Beispiel mit dem Krankenhaus, da gibt es ja auch viele Publikationen zum Thema Healing Spaces, oder es gibt ja gleiche Literatur, vor allen Dingen aus Skandinavien, von führenden Architekten, die doch Schulbauten machen wie Schulen zur Potenzial Entfaltung beitragen. Ähm, ich glaube, bei all den und mit all den Unternehmen, mit denen ich gerade spreche, ist das vollkommen klar.

00:27:47:10 - 00:28:08:08
Sprecher 1
Die wissen, dass es ihre Räumlichkeiten im wahrsten Sinn des Wortes mit der virtuellen Welt aufnehmen müssen. Und dass Menschen, nur dass Menschen heute sehr bewusst die Entscheidung treffen, ob sie heute ihr Haus zu verlassen, ob sie ihr Haus verlassen, aufs Fahrrad, ins Auto, den Zug steigen, in die Arbeit zu gehen. Und das auch mit der Erwartung, was die Menschen dort erwartet.

00:28:08:10 - 00:28:34:19
Sprecher 1
Eines meiner schönsten Beispiele noch vor der Pandemie mit so einem Aha Effekt zu dem Ganzen ist das Headquarter von Alnatura in Darmstadt. Die Architekten sind nämlich, dass das Das Gebäude ist am alten Gelände der US Army gebaut worden. Eigentlich ein Unort, etwas außerhalb von Darmstadt, also am Stadtrand, gut renaturiert. Mittlerweile sieht es richtig gut aus, ganz am Anfang natürlich, weil es frisch bepflanzt war.

00:28:34:21 - 00:29:00:21
Sprecher 1
Und dann geht man in diesen Bau rein, ist ein Stampfen im Bau mit und der Rest ist quasi Holz, bis auf die natürlich Fenster eingebaut sind und man geht rein und da du bist sofort der Puls geht runter und das ist so ein Wohlfühl Ort. Es ist aber ein Büro. Ich spiele es extra damit und du hast diesen großen Canyon, der sich durch dieses Büro, durch diese drei Etagen durchzieht in der Sichtbarkeit.

00:29:00:21 - 00:29:26:07
Sprecher 1
Aber es gibt tolle Rückzugsorte, eine enorme Teilhabe und und das sind diese Arten der Codierungen, die man als Gestalter wählen kann. Und da fehlt es übrigens dann auch nicht an den Details und das macht zukünftig den Unterschied. Wenn es einen Verlierer dieser Zeit gibt, dann ist es die Durchschnittlichkeit und die Menschen gehen in keine durchschnittlichen Programme mehr rein.

00:29:26:07 - 00:29:57:01
Sprecher 1
Also Computerprogramme oder virtuellen Systeme und Menschen gehen nicht mehr in ein durchschnittliches Restaurant, die gehen nicht mehr in durchschnittliche Shoppingmall und die gehen nicht mehr in durchschnittliches Büro. Also findet Zeit und danach gehen die einfach nicht mehr. Und so bekommt die Architektur diesbezüglich noch eine ganz andere Bedeutung und fordert auch die beteiligten Architekten, Architekten und die Unternehmungen, das erste Mal wirklich zu verstehen, wer man ist, damit man dann weiß, was man denn baut.

00:29:57:03 - 00:29:58:06
Sprecher 4
Hm.

00:29:58:08 - 00:30:01:11
Sprecher 3
Sehr spannend und eigentlich ja auch sehr positiv. Also das.

00:30:01:11 - 00:30:02:06
Sprecher 1
Wird wunderbar.

00:30:02:10 - 00:30:33:03
Sprecher 3
Verändern. Zum Zum Schluss hätte ich jetzt noch eine Frage an Sie das wobei ich das eigentlich einen sehr schönen Schluss gefunden hätte Schon das Ende der Durchschnittlichkeit, das da kann ich nur klatschen, das finde ich super. Aber was mich noch mal persönlich interessiert Was von dem, was Sie überall auf der Welt erkunden und beobachten, fließt am Ende eigentlich, Um noch mal auf die Idee, Trends schaut so ein bisschen zu kommen, vielleicht auch für das Verständnis der Zuhörerinnen und Zuhörer Hörer in die Entwicklung bei Vitra ein?

00:30:33:07 - 00:30:39:14
Sprecher 3
Gibt es irgendein Produkt, von dem Sie sagen könnten Dieser Stuhl oder dieses modulare System ist das Ergebnis meiner Arbeit?

00:30:39:18 - 00:31:11:11
Sprecher 1
Das wäre zu vermessen. Ich möchte das mal anders aufzeigen, wie das, was ich als eine Person mache, eigentlich schon immer gemacht. Bei Vitra war es nie die Idee weit vor meiner Zeit, Kunden kritiklos anzudienen, sondern das Unternehmen war vielfältig, immer an der an der Erneuerung von Unternehmensorganisation interessiert, aber auch im Prinzip auf der Suche nach neuen Standards. Dazu gab es immer wunderbare Publikationen, das sogenannte Work Spirit.

00:31:11:13 - 00:31:43:04
Sprecher 1
Und da war es nie das Ziel war nie, dass daraus dann ein Produkt entsteht, sondern dass das Unternehmen ein Grundmuster an Neugierde hat. Ähm, sehr bewusst den Status Quo immer wieder in Frage stellt, nicht dabei aufhört zu entdecken, Dinge miteinander zu kombinieren, die ursächlich nichts miteinander zu tun haben und sich vor allen Dingen mit Menschen zu umgeben, die das eigene Leben und das Wirken der Organisationen reicher machen.

00:31:43:04 - 00:32:11:21
Sprecher 1
Also jetzt nicht reich im Sinne von Geld, sondern reich mit dem, was man dann erfährt und erlernt hat und das schon vor weit über 50 Jahren. Übrigens so und deshalb habe ich nicht das Mandat, dass morgen ein neues Produkt entsteht. Zum Glück. Man wir haben das sehr klar voneinander getrennt und damit haben dann die Autoren und Designer und Designerin immer die Freiheit, an dem zu arbeiten, was die denn wirklich wollen.

00:32:11:23 - 00:32:19:13
Sprecher 3
Vielleicht könnte man es sogar dann überspitzt sagen, wenn es nicht irgendwie ein Produkt ist, an dem man es festmachen kann. Sind es vielleicht alle Produkte, weil es.

00:32:19:17 - 00:32:41:05
Sprecher 1
Weil man auf jeden Fall sagen kann, es sind die Stoßrichtung, wenn man heute über das agile Arbeiten nachdenkt. Ich habe damals die ersten Texte meiner Kollegin verfasst, mit der Kristi Moore. Das ist bald neun Jahre her, da haben wir über Garage Spirit geredet, also über über diese Kraft dieser Garagen, die wirklich dekodiert, um dann auf den Trichter zu kommen, worum geht es da eigentlich?

00:32:41:07 - 00:33:23:06
Sprecher 1
Oder inspiriert über den Künstler, den Stefan über dieses Thema? Was ist eigentlich Heimat? Also wie wichtig ist Verortung für Menschen, wenn man dieses Thema aufgreift? Ja, also oder auch dann den den Arbeitsort als Campus zu denken in seiner Vielfältigkeit. Ja, ich glaube, da war einiges dabei. Ich glaube, der der größte Output meiner Arbeit ist es, dass die Kollegen Kollegen auch daraus ihren eigenen Muskel trainieren, Kontexte zu verstehen und das unmittelbar in ihre eigene Arbeit abbilden zu können.

00:33:23:07 - 00:33:25:09
Sprecher 1
So würde ich das, glaube ich, beschreiben.

00:33:25:11 - 00:33:30:16
Sprecher 3
Herr Gilgen, ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch und freue mich schon auf das Ende der Durchschnittlichkeit.

00:33:30:18 - 00:33:41:19
Sprecher 1
Schönen Dank auch von meiner Seite. Hat mir Spaß gemacht. Danke.