Flurfunk #2: Wie aus Haltung Buchhaltung wurde

»Gott ist ein Kreativer, kein Controller«, sagt Frank Dopheide von der Düsseldorfer Agentur »human unlimited«, mit dem wir in dieser Episode darüber sprechen, wie das Schielen auf KPI’s, Zielvereinbarungen und Shareholder Value dafür gesorgt hat, dass nicht nur Gestaltungswille, Empathie und Visionen auf der Strecke geblieben sind, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nadja Mayer spricht über den Sinn und Zweck von Arbeit und die Haltung von Führungskräften. Über Leidenschaft für die Sache und den Mut, Entscheidungen zu treffen.

Für Fragen und Feedback senden Sie eine E-Mail an: podcastrandstadstiftung@gmail.com

Hanna Daum,Geschäftsführender Vorstand

Die Suche nach Sinn und Menschlichkeit in Unternehmen

In der Diskussion wird die Bedeutung von Empathie und Sinngebung in Unternehmen hervorgehoben. Es wird darauf eingegangen, wie sich die Unternehmenskultur im Laufe der Zeit verändert hat, wobei der Fokus oft auf finanziellen Kennzahlen lag. Dabei wird auch die Rolle von »Human United« erörtert, einer Agentur, die Unternehmen dabei unterstützt, Moral und Empathie zu entwickeln.

Purpose und Beseelung in der Arbeitswelt

In diesem Abschnitt wird betont, wie wichtig ein klar definierter »Purpose« für Unternehmen ist. Es wird das Konzept der »Beseelung« eingeführt, bei dem Menschen mit Leidenschaft und Engagement eine immense Kraft entwickeln können. Gleichzeitig werden die Herausforderungen diskutiert, die Unternehmen bei der Definition ihres Zwecks haben.

Entscheidungsfindung und Kreativität in Unternehmen

Die Gesprächspartner sprechen über die Schwierigkeiten, schnelle Entscheidungen in Unternehmen zu treffen, insbesondere wenn Ängste und Hierarchien im Spiel sind. Sie betonen die Bedeutung von Mut, Empathie und Vielfalt bei der Förderung von Kreativität. Auch die Notwendigkeit, neue und unkonventionelle Ideen zuzulassen, wird thematisiert.

Geschichtenerzählen und Vorstellungsvermögen für den Unternehmenserfolg

In diesem Abschnitt wird die Bedeutung gemeinsamer Geschichten und Visionen für den Erfolg von Unternehmen hervorgehoben. Es wird aufgerufen, das Vorstellungsvermögen zu fördern und eine langfristige Vision zu entwickeln. Gleichzeitig wird auf die Herausforderung eingegangen, den Unternehmenszweck klar zu definieren.

Die Rolle von Unternehmern und inhabergeführten Unternehmen

Veränderungen in der Rolle von Unternehmern, die sich im Laufe der Zeit von der Schaffung neuer Werte zur Fokussierung auf Gewinnmaximierung verlagert hat, werden diskutiert. Es wird betont, dass eine stärkere Bindung zwischen Unternehmern und ihren Unternehmen notwendig ist. Zudem wird auf die oft unausgesprochene, aber prägende Unternehmenskultur in mittelständischen Unternehmen eingegangen.

Ein neuer Blick auf die Welt und die Zukunft

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Unternehmensführung und die plötzliche Offenheit für Veränderungen werden behandelt. Die Gesprächspartner betonen die Notwendigkeit, den Fokus stärker auf das Menschliche und auf Werte zu legen, um die gesellschaftliche Akzeptanz und den langfristigen Erfolg von Unternehmen sicherzustellen. Es wird auch darauf hingewiesen, dass Deutschland mehr Unternehmer und weniger Manager benötigt, um eine tiefere Bindung zu Unternehmen herzustellen.

Buchempfehlung – »Brave New Work« von Aaron Dick

Hier wird das Buch »Brave New Work« von Aaron Dick vorgestellt. Es hebt den Fokus auf Selbstmanagement und komplexe menschliche Systeme in Unternehmen hervor. Das Buch bietet Impulse für die Neugestaltung von Organisationen und die Arbeit der Zukunft.

00:00:00:00 - 00:00:10:00
Sprecher 1
Flurfunk. Der Podcast der Stiftung zur Zukunft der Arbeit.

00:00:10:02 - 00:00:40:15
Sprecher 2
Kaspar, Oliver, Martin, Werner, Stefan, Oliver, Christian, Markus, Olaf, Niklas, Christian, Theodor, Frank, Michael, Tim, Johannes, Stephan, Reinhard, Steve, Stefan, Rolf, Christian, Jo, Herbert, Rolf, zwei Stefans, ein Stefan mit PH und ein Steve, zwei Olivers und ein Ola. Zwei Christians, zwei Rolfs. Fällt Ihnen noch etwas auf? Am Steuer der großen DAX Dampfer erhalten Stand Dezember 2020 ausschließlich Männer. Ein Kapitäns Patent.

00:00:40:17 - 00:01:04:22
Sprecher 2
Um die wirklich großen Schiffe zu steuern, brauchst du offenbar besondere biologische Voraussetzungen. Ein Chromosom. Und wenn der DAX nun von 30 auf 40 erweitert wird, kommen noch mal zehn Männer in den besten Jahren hinzu, der Ahnen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Dies ist ein kurzer Auszug aus dem Buch Gott ist ein Kreativer, kein Controller von Frank Heyde, in dem es noch um sehr viel mehr geht als um Quote und Gleichberechtigung.

00:01:04:24 - 00:01:32:20
Sprecher 2
Doch Heide hat ein Plädoyer geschrieben für mehr Kreativität und weniger KPIs, für mehr Empathie und eben auch für etwas weniger Testosteron. Ein Buch über das Leben außerhalb der Effizienz falle. Lange war unsere Wirtschaft von Shareholder Value und Profit, von Wachstum, Planung und Kontrolle, von Zielvereinbarungen und Quartalsberichte bestimmt. The Business of Business ist Business, lautete die Überzeugung von Milton Friedman, US amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger.

00:01:33:00 - 00:02:07:21
Sprecher 2
Und er meinte damit Manager Haltet euch nicht mit gesellschaftlicher Verantwortung, Politik und Umweltschutz auf, sondern kümmert euch ums Geldverdienen. Dies wurde zum Mantra vieler Führungskräfte und führte dazu, dass sich über Jahrzehnte alles der Gewinnmaximierung unterzuordnen hatte. Die Verantwortung für Mitarbeiter, Kunden und Gesellschaft etwa, aber auch Vertrauen, Loyalität und gesellschaftliche Akzeptanz. Aus Haltung wurde Buchhaltung. Dabei blieben nicht nur Gestaltungswille, Empathie und Visionen auf der Strecke, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt durch die Krise, wie wir sie gegenwärtig durch die Pandemie erleben.

00:02:08:01 - 00:02:35:24
Sprecher 2
Rücken nun andere Werte wieder in den Fokus? Auch für den Erfolg von Unternehmen? Frank Heyde, mit dem ich gleich sprechen werde, hat es auf eine ebenso simple wie überzeugende Formel gebracht Wirtschaft beginnt mit der Erkenntnis, dass ohne Menschen kein Geschäft zu machen ist, so Heyde. Und Menschen wollen eben wissen, wofür ein Unternehmen steht, bevor sie seine Dienste in Anspruch nehmen oder seine Produkte kaufen.

00:02:36:01 - 00:02:46:05
Sprecher 2
Herzlich willkommen zur zweiten Episode von Flurfunk, dem Podcast der Stiftung zur Zukunft der Arbeit. Ich freue mich sehr, heute Frank Doppel im Studio begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Nadja Meier.

00:02:46:08 - 00:02:49:21
Sprecher 1
Hallo Frau Meier, Hallo, Ich freue mich über die Einladung.

00:02:49:23 - 00:03:13:00
Sprecher 2
Sehr schön, Herr Doktor. Sie sind Export Student, Ex Rettungsschwimmer X Werbetexter und, wie man einer Kurzbiografie entnehmen kann, auch Ex Mandel operiert. Da verbindet uns sogar einiges. Sie haben viele Jahre sehr erfolgreich in der Werbung gearbeitet, waren unter anderem Chairman von Grey Worldwide. Das ist eine große Werbeagentur, kann man sagen, und Sprecher der Geschäftsführung der Handelsblatt Media Group.

00:03:13:02 - 00:03:33:00
Sprecher 2
In ihrem aktuellen Buch Gott ist ein Kreativer, kein Controller, das noch etwas mehr im Titel mit führt, nämlich über das Leben außerhalb der Effizienz falle oder warum wir mit unserem Lebenspartner Kein Jahres Gespräch führen sollten, schreiben Sie. Aus dem Land der Erfinder und Unternehmer wurde die Nation der Optimierer. Sind deutsche Manager vielleicht zu Zahlen getrieben?

00:03:33:02 - 00:04:04:00
Sprecher 1
Ja, auf jeden Fall sind sie zu Zahlen getrieben. Ich glaube, das erlebt jeder von uns am eigenen Leib. Kann man zum Beispiel daran sehen, Frau Meier, dass kein Land so viel CFO auf den Kinosessel wie Deutschland? Wenn ich schon die Welt nicht unter Kontrolle kriege, die amerikanischen Präsidenten nicht unter Kontrolle kriege, den Virus nicht unter Kontrolle kriege, dann will ich zumindest die Zahlen unter Kontrolle haben und deshalb ist die Bedeutung von Zahlen, Menschen und Controllern immer größer geworden im letzten.

00:04:04:02 - 00:04:06:12
Sprecher 1
Ich würde sagen, letzten fünf Jahrzehnten.

00:04:06:14 - 00:04:11:03
Sprecher 2
Ist das ein speziell deutsches Phänomen oder findet sich das?

00:04:11:05 - 00:04:35:14
Sprecher 1
Leider nein. Die Deutschen sind wie immer, wenn sie was haben, Weltmeister. Da haben sie es besonders genau und es die Zahl hinterm Komma noch immer genauso wichtig. Es fing an, vor zweieinhalbtausend Jahren mit Plato. Der brachte nämlich die Logik in die Welt, die Ratio. Das war wichtig, weil war nicht so einfach, wie wir beiden jetzt mit den Konferenzen von Deutschland nach Griechenland sich zusammen zu schalten.

00:04:35:16 - 00:04:57:12
Sprecher 1
Sondern Wie redest du über Dinge, die du nicht siehst und die du noch nie gesehen hast? Und da hat die Ratio uns geholfen, dass Unvorstellbares denkbar wurde. Das hat aber dazu geführt, dass sie sich irgendwann in so einem Selbstbewusstsein Schock zur Ultima Ratio aufgeschwungen hat. Und alles, was nicht logisch erklärbar ist, wurde zur Seite geschoben und vom Hof gejagt.

00:04:57:14 - 00:05:06:13
Sprecher 1
So, und darunter leiden wir natürlich. In der Welt der Wirtschaft haben wir praktisch nur noch die linke Gehirnhälfte im Einsatz.

00:05:06:15 - 00:05:15:01
Sprecher 2
Sie haben vor knapp zwei Jahren die Agentur Human Limited gegründet, mit der Sie Unternehmen zu mehr Haltung verhelfen wollen. Wie muss ich mir das konkret vorstellen?

00:05:15:03 - 00:05:40:05
Sprecher 1
Also, was ist passiert? Der Fokus der Unternehmen wurde getrieben durch Mann, der hieß Milton Friedman, der Nobelpreis für Wirtschaft gekriegt. Anfang der 70er Jahre. Und er hat ein neues Modell eingeführt Shareholder Value. Grausam Satz gesagt, der hieß Business of Business. Ist Business. Also kümmer dich jetzt nicht hier um deine Leute, um Umwelt. So ein Quatsch. Dein Thema ist Geld verdienen.

00:05:40:05 - 00:05:40:17
Sprecher 1
Profit.

00:05:40:23 - 00:05:41:17
Sprecher 2
Genau.

00:05:41:19 - 00:06:08:13
Sprecher 1
Und da wurde alles andere nach hinten priorisiert und man sieht die Aufgabe an die Topmanager sensationell erledigt. Die Börsen haben immer noch Oldtimer. Die haben es völlig entkoppelt vom realen Leben. Und das hat aber Nebenwirkung gehabt. Wenn ich als Mitarbeiter, als Kunde und als Gesellschaft nach hinten priorisiert werde, verliere ich eben die Bindung zu Unternehmen. Und das müssen die Unternehmen jetzt ausbaden.

00:06:08:15 - 00:06:46:12
Sprecher 1
Ich glaube, die schlimme Zahl, die im Augenblick kursiert, ist 81 % der Mitarbeiter fühlen sich im Unternehmen nicht mehr zugehörig. Die Kunden Loyalität durch Rabatte getrieben. All time low, die gesellschaftliche Akzeptanz. Wir können alle deutschen Großunternehmer durchgehen, Oldtimer. Und jetzt auf einmal kommt die große Erkenntnis zurück Die wichtigste Variable jeder Erfolgsformel ist der Mensch. Und die große Aufgabe, Menschen für sich wieder zurückzugewinnen, ist Wir müssen ihnen den Glauben wieder geben an das, was wir hier so Tag für Tag tun bei den Mitarbeitern, bei den Kunden und bei der Gesellschaft.

00:06:46:12 - 00:06:51:15
Sprecher 1
Und deshalb kommt das Thema Haltung, Sinngebung mit großer Wucht zurück.

00:06:51:17 - 00:07:13:06
Sprecher 2
Ich finde, man merkt das auch immer so ein bisschen, wenn man zum Beispiel morgens beim Zähneputzen Radio hört und die Funk Spots hört. Es gibt also früher war das mal eine ganz tolle Disziplin. Und man hört, es geht eigentlich nur noch ums Geld, um um Preise oder zum Beispiel auch es gibt Spots, da wird gesagt Was, was fehlt dir um deine Träume zu erfüllen?

00:07:13:06 - 00:07:16:24
Sprecher 2
Und dann sagt der Mann 4 Millionen. Das ist doch verrückt eigentlich, oder?

00:07:17:01 - 00:07:49:16
Sprecher 1
Also total absurd, ehrlich gesagt. Und das ist das Ende dieser Kette von Milton Friedman. Warum? Wenn ich das Geld so Ultima zum ultimativen Ziel erhebe, wird das eine Form von Ersatzreligion. Das hat sich so weit manifestiert in allen Köpfen, auch in den politischen, dass man denkt, mit Geld können wir Probleme der Welt lösen. Afghanistan. Krone Wenn wir ein Problem haben, dann schickt man 1 Milliarde dahin, dann kriegt man das schon in den Griff.

00:07:49:18 - 00:08:07:14
Sprecher 1
Aber natürlich löst Geld überhaupt nichts. Sehen wir. Man muss immer noch eingeben Der Impfstoff muss immer noch ein Geben, der wieder Ordnung sagt in so einem chaotischen Land. Und da merkt man, das war mal ein sehr theoretisches Konstrukt und Geld funktioniert nicht mehr spannend.

00:08:07:14 - 00:08:30:05
Sprecher 2
Ich finde es interessant, dass sich das wirklich herunterbricht bis zu den Spots, die morgens vor den Nachrichten laufen. Damit sieht man ja auch, dass es wirklich alles durchdrungen hat. Einer Ihrer Kunden bei Human Unlimited ist Bayer vier Leverkusen. Was hat man dort falsch gemacht, bevor Sie gerufen wurden? Weil die stehen ja eigentlich immer in den letzten Jahren auf jeden Fall konstant auf vorderen Plätzen in der Bundesliga.

00:08:30:05 - 00:08:32:17
Sprecher 2
Also daran kann es nicht liegen.

00:08:32:19 - 00:08:54:16
Sprecher 1
Nein, daran kann es nicht liegen. Einer der seltenen Fälle, wo das Produkt besser ist als das Image. Also wenn man sich das anguckt, ist der Verein geführt. Wie sind die Zahlen des Vereins, wie sie die erreichten Tabellen Ergebnisse? So wie Sie beschreiben, ist immer alles gut. Aber das Wettbewerb, das Umfeld, nehmen wir mal Umkreis von 100 Kilometer rund um Leverkusen, ist natürlich grausam.

00:08:54:18 - 00:09:21:08
Sprecher 1
Da ist Dortmund, da ist Schalke, da ist Rotwein essen, da ist Gladbach, da ist Köln. Susi irgendwas aus, mehr Wettbewerb geht nicht. Und jetzt ist was Interessantes, dass man sagt, allein ein gutes Produkt reicht nicht. Wir müssen unseren eigenen Charakter, unsere eigene Persönlichkeit entwickeln, um zu sagen, Was unterscheidet uns eigentlich von anderen, damit wir wirklich eigene Anhänger finden und das rückt jetzt zunehmend mehr ins Bewusstsein.

00:09:21:10 - 00:09:38:12
Sprecher 1
Die Frage, wo People bei uns wohl dabei sind? Ja, die wollen schönen Fußball sehen, die wollen auch Tore sehen. Aber mehr als das. Und was kann es sein, auch in Abgrenzung zu Köln, Gladbach, Dortmund und Co. Und daran arbeiten. Und das ist eine ganz andere Disziplin.

00:09:38:12 - 00:09:44:19
Sprecher 2
Natürlich ist Bayern und hier auch Ihr Verein. Oder haben Sie schlägt Ihr Herz für einander?

00:09:44:21 - 00:09:58:14
Sprecher 1
Also ich bin im Kohlenpott groß geworden, einer Stadt, die ist so 20 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt. Insofern ist das eine ewige Leidensgeschichte. Und es wäre gut, wenn wir das Thema nicht weiter vertiefen. Ich bezahl gefällt.

00:09:58:18 - 00:10:04:24
Sprecher 2
Oh, okay, ich bin meine Mannschaft ist die Diva vom Main Eintracht Frankfurt. Wir sind auch Leidgeprüfte.

00:10:05:04 - 00:10:09:19
Sprecher 1
Aber jetzt könnten wir tauschen, würde ich sagen.

00:10:09:21 - 00:10:39:24
Sprecher 2
Ja, na ja, mal abwarten. Die Saison ist ja. Na ja, ich habe so ein bisschen den Eindruck, dass es in Deutschland gerade viele Parallelen gibt zwischen Fußball, Wirtschaft und Politik. Die beiden Qualifikationsspiele jetzt für die Weltmeisterschaft, die kommende, die strafen mich so zu sagen Lügen. Aber wenn man zum Beispiel die letzte Europameisterschaft anguckt, wo Deutschland relativ sang und klanglos im Viertelfinale gegen England ausgeschieden ist, da kommt man schon irgendwie.

00:10:40:01 - 00:10:51:22
Sprecher 2
Es drängen sich so Parallelen auf wie das vielleicht Spielmacher und Spielgestalter jetzt eher Ergebnis Verwalter sind. Was auch wieder so ein bisschen für mich so mit dem Controlling so zu tun hat.

00:10:51:24 - 00:11:13:15
Sprecher 1
Ganz genau. Also ich freue mich, dass Sie es sagen, weil ich empfinde es genauso. Wann immer wir an das Thema Leadership oder Leitfiguren gehen, fast über alle großen Bereiche, hat man das Gefühl, Wo sind die Persönlichkeiten, die vorangehen, weil sie mit bestehenden Dingen brechen, weil sie was Neues versuchen und sich mit Haut und Haaren reinhängen? Gibt es gar nicht.

00:11:13:17 - 00:11:43:16
Sprecher 1
Es gibt ganz viele Professionen, viele Manager, es gibt ganz viele professionelle Fußballspieler, also ganz viele professionelle Politiker. Man hat das Gefühl, die können ihren Job auch schon. Aber das Entscheidende, was dazu führt, dass Menschen sich hinauswachsen auf dem Fußballplatz, im Unternehmen oder in so einer Nation, das haben sie alle nicht. Und das ist dann wieder die Frage der Sinngebung, die Frage nach dem Wofür macht man das?

00:11:43:18 - 00:12:09:07
Sprecher 1
Und ich glaube, wir haben ja alle bei den denen gesehen, wahrscheinlich die schlechteren Fußballer, wahrscheinlich körperlich auch schlechter trainiert. Aber sie sind weitergekommen, weil sie irgendwas hatten, was sie hintereinander versammelt hat und was unglaubliche Kräfte frei gemacht hat. Und das sehen wir überall. Also die Funktion, die Professionalität ist hoch, aber die führt uns nicht mehr weiter.

00:12:09:09 - 00:12:35:00
Sprecher 2
Ja, ich glaube, da kommen wir später auch noch mal kurz drauf. Aber ich finde das auch einen super spannenden Blick eigentlich. So auch auf Gesellschaft, Politik, Sport, Wirtschaft. Gerade in inhabergeführten mittelständischen Unternehmen. Das ist so ein bisschen auch meine Erfahrung gibt es häufig noch starke, auch oft vom Gründer geprägte Strukturen und auch Werte. Die werden vielleicht gar nicht so an die große Glocke gehängt, die spürt man aber, wenn man da ist.

00:12:35:02 - 00:12:49:06
Sprecher 2
Man erachtet sie auch vielleicht ein stückweit als selbstverständlich. Und die haben vielleicht auch keine griffige Bezeichnung, sondern das ist so ein bisschen selbst gestrickt. Nichtsdestotrotz sehr stark. Unterschätzen Sie vielleicht die deutschen Führungskräfte in diesem Punkt.

00:12:49:08 - 00:13:47:21
Sprecher 1
Also Unternehmergeist ist schon eine andere Facette. Und Unternehmenskultur ist eben nicht, wenn man zehn Leitlinien in die Kantine hängt auf dem Poster, sondern das ist so, das sind die ganzen Wirk Elemente des Unausgesprochenen, Selbstverständlichen und die kann man nicht auswendig lernen. Die zehn Gebote wissen sie, sondern man muss sie Tag für Tag erleben. Und Unternehmer, die dann eben keine mechanistischen Vorgesetzten sind, die wir ja in ganz vielen anderen Strukturen haben, sondern Vordenker, Macher, Vorarbeiter, die haben eine höhere, prägende Kraft, und das macht ganz oft natürlich schon einen Unterschied eindeutig zwischen der Wir betreiben ein Studio für Personal Training während der Pandemie mussten auch wir leider schließen, so dass wir unsere Kunden nicht mehr bei uns

00:13:47:21 - 00:14:03:04
Sprecher 1
im Studio trainieren konnten. Wir haben uns daraufhin entschlossen, auch um unseren Leuten weiterhin die Möglichkeit zu geben, Sport zu betreiben, sie bei sich zu Hause oder im Park zu trainieren. Gerechnet hat sich das nicht wirklich für uns. Wir konnten aber arbeiten und hatten die.

00:14:03:04 - 00:14:06:04
Sprecher 3
Möglichkeit, unsere Mitglieder weiterhin zu trainieren.

00:14:06:06 - 00:14:13:14
Sprecher 1
Jetzt geht es wieder besser Ist es.

00:14:13:14 - 00:14:28:24
Sprecher 2
Andererseits habe ich mir überlegt nicht eigentlich ein Armutszeugnis, wenn Haltung, Moral, Sinn und Empathie in Unternehmen Aufgabe einer Agentur jetzt wie beispielsweise Human United werden. Wenn jemand von außen kommen muss, der mir dann sagt, warum ich tue, was ich tue?

00:14:29:01 - 00:14:54:09
Sprecher 1
Ja, eindeutig. Wie ist das eigentlich gekommen? Bleiben wir mal kurz bei den Unternehmern. Wir hatten das Wirtschaftswunder, Es gab nichts, und überall waren Möglichkeiten, wo man sagt Ich sehe hier einen Bedarf. Da sind viele der großen Unternehmer Persönlichkeiten, die jetzt alle in den Fünfzigern sind, groß geworden. Viele von denen haben aber in der Zwischenzeit den Schreibtisch geräumt und haben dieser neuen Kategorie der Manager.

00:14:54:14 - 00:15:19:15
Sprecher 1
Das Wort gab es damals noch gar nicht an die Schreibtische gelassen. Und die hatten aber nicht mehr die Aufgabe, was Neues zu gestalten und irgendwas zu erfinden, was wertvoll für die Welt ist, sondern deren Zielbild war. Wir müssen den Unternehmenswert erhöhen, Shareholder. Und dann ist folgendes passiert Wir nehmen das, was wir haben und machen es einfach besser, schöner, effizienter, profitabler.

00:15:19:17 - 00:15:42:09
Sprecher 1
Und insofern hat man das immer nur optimiert, optimiert, optimiert an dem kleinen Rädchen, das outgesourced. Und so weiter, um zu sagen Ja, bis auf die Zahlen, die wachsen ins Unermessliche. Ehrlich gesagt. Aber wir haben nichts Neues mehr von damals. Wir haben die Kopfschmerztablette erfunden, das Auto, den Zwieback oder den Kaffeefilter. Aber bis jetzt kam es danach nicht mehr viel passiert.

00:15:42:09 - 00:16:07:03
Sprecher 1
Und in dieser Lücke, da haben wir jetzt großen Nachholbedarf. Das ist aber die andere Seite, die sind so gar nicht ausgewählt, die sind so nicht trainiert, die sind nicht so die Karriereleiter hoch gekommen, diese mit der linken Gehirnhälfte rein logisch Schritt für Schritt nach oben gegangen. Wir haben im Deutschen tolle Worte, aber damit fängt alles an Vorstellungsvermögen, Ideenreichtum.

00:16:07:05 - 00:16:16:03
Sprecher 1
Das haben wir immer belächelt. Bis auf wenn wir die Prozesse im Griff haben, dann kümmern wir uns mal darum. Jetzt merkt man Nee, andersrum wird Schuh draus.

00:16:16:05 - 00:16:27:05
Sprecher 2
Spannend. In einem Interview haben Sie gesagt Für die großen Investoren ist nicht mehr die Digitalisierung die Gefahr und auch China nicht mehr, sondern die gesellschaftliche Akzeptanz. Warum ist das so?

00:16:27:07 - 00:16:55:20
Sprecher 1
Also hat ein Wort Lizenz der Operator. Das ist der unkontrollierbare Faktor. Wir haben vorhin kurz besprochen, dass die Wirtschaft sich in großen Teilen von dem realen Leben entkoppelt hat. Unternehmen alle Autofirmen, die Banken, die Touristikunternehmen kriegen Milliarden vom Staat, also von ihnen und von mir, damit sie gerettet werden können. Und die schütten Teile dieses Geldes aus an ihre Shareholder.

00:16:55:22 - 00:17:23:00
Sprecher 1
Wie absurd ist das eigentlich? Das verliert man Bindung. Und irgendwann kommt es zu dem Faktor, wo eine Gesellschaft sagt Was ist eigentlich euer Mehrwert für mich, für uns alle hier? Den sehe ich nicht. Facebook kommt wieder mal vors Gericht, um zu sagen Sollen wir Facebook nicht zerschlagen? Geht vielleicht diesmal noch gut, das nächste Mal aber nicht, weil die leiseste Operette der Gesellschaft nicht mehr gegeben wird.

00:17:23:02 - 00:17:49:03
Sprecher 1
Und dann sackten Börsenwert auf die Hälfte durch, ohne dass Fondsmanager kann einfach mal sagt das auch ohne die Gesellschaft ist ein Unternehmen nichts mehr wert. Ganz leicht. Und wir sehen das, dass das ein großes Bedrohungsszenario wird für die Investoren, um zu sagen Wie nachhaltig sind meine Milliarden eigentlich angelegt? Die gehen jetzt zu großen Teilen aus profitablen, aber nicht nachhaltigen Geschäftsfelder raus.

00:17:49:03 - 00:18:11:20
Sprecher 1
Kohle, Öl, all diese Dinge, die verdienen schon noch viel Geld. Aber man weiß, das fliegt uns irgendwann um die Ohren. Und deshalb konzentrieren wir uns auf Unternehmen, die Mehrwert schaffen. Oder wir zwingen Unternehmen mit Geld, mit unseren Investitionen, mit unseren Kreditkonditionen dazu, dass sie sich engagieren, dass die Gesellschaft davon auch profitiert.

00:18:11:22 - 00:18:29:10
Sprecher 2
Könnte man so vielleicht sagen, dass sie so ein bisschen durch die Hintertür, so den Humanismus wieder in die Wirtschaft bringen möchten? Also Sie nennen sich ja auch Human Unlimited. Klingt natürlich schicker als Humanismus, aber so ein bisschen jetzt, nachdem, was Sie bisher gesagt haben, klingt mir das so.

00:18:29:12 - 00:18:57:09
Sprecher 1
Ja, und auch ein einfaches Rechenmodell könnte man aufmachen, um zu sagen Über 80 % deiner Mitarbeiter haben nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun. Dies Du hast 600.000 von den 80 %, das sind eine Menge. Was für die, denen im Schnitt 50.000 €. Dann hast du wahrscheinlich über 10 Milliarden Kapital, was da brachliegt, nämlich das Humane. Überleg mal, du könntest das aktivieren.

00:18:57:11 - 00:19:25:12
Sprecher 1
Die unglaublichen inneren Vermögenswerte deines Unternehmens, Kampfgeist, Ideenreichtum, Durchhaltewillen, all das, was in Excel nicht so leicht messen können. Das hat sofortige Auswirkung auf die Leistung deines Unternehmens. Und bloß weil du das nicht messen kannst, kannst du ja nicht so tun, als gäbe es das nicht. Im Gegenteil. Noch billiger Büromöbel einkaufen bringt dich der Zukunft kein Stück näher. Der einzige Weg ist Wir müssen das zutiefst Menschliche wieder machen.

00:19:25:14 - 00:19:36:24
Sprecher 1
Wir müssen uns was Neues einfallen lassen, anpassen und über uns hinauswachsen. Und das ist die neue Führungsaufgabe zwischen.

00:19:37:01 - 00:20:01:09
Sprecher 2
Wir sind eine kleine Kommunikationsagentur und sind bisher ganz gut durch die Pandemie gekommen. Im Zusammenspiel mit dem Kunden gehen wir auch häufig weit über die Projekte, für die wir beauftragt sind, hinaus. Und ich finde es immer wieder sehr toll, dass ich einen Beruf gefunden habe, in dem ich so gestalten kann. Sehr vielfältig. Und ich würde es. Ich würde es nicht Paps nennen.

00:20:01:09 - 00:20:10:00
Sprecher 2
Ich würde sagen, es ist einfach eine große Leidenschaft für den Beruf.

00:20:10:02 - 00:20:21:00
Sprecher 2
Inwiefern hat denn aus Ihrer Sicht die Pandemie darauf auch einen Einfluss gehabt oder? Man hat ja in vielen anderen Aspekten gesehen, dass sie so ein bisschen auch ein Beschleuniger war. Würden Sie sagen, hier ist es auch?

00:20:21:02 - 00:20:49:03
Sprecher 1
Ja, hier ist es auch. Und ich finde, sie hat teilweise sogar Was ist das denn, die dir die Orientierung zurückgebracht worden? Wir kennen alle die Rituale in Unternehmen. Wie sieht das Organigramm aus? Wo ist das Chefbüro? Immer ganz oben, immer in der Ecke. Also immer eins ganz Aufzug nur für sich. Was tragen die so? Monogramm, Bestimmte Hemden und haben genähte Schuhe.

00:20:49:05 - 00:21:18:13
Sprecher 1
Und das auf einmal Ging nicht mehr das Montags Meeting, wo alle synchron die Lippen bewegen konnten, weil man sowieso wusste, wie das hier läuft. Das war durchbrochen und jetzt ist was interessantes passiert. Die Top Führungskräfte haben sich instinktiv ganz offen richtig verhalten. Sie haben kommuniziert auf Teufel komm raus. Es gab wirklich viel zu erklären. Sie haben sich leichter zugeschaltet im Polohemd vom Billy Regal und sind auf einmal auch Mensch gewesen.

00:21:18:15 - 00:21:48:13
Sprecher 1
Weil ich auch so ein Regal zu Hause hab, gab's was, was uns verbindet. Sie haben die Sicherheit der Menschen und der eigene Mitarbeiter nach vorne gestellt. Und da haben sie über die menschlich instinktive Reaktion und den Umgang mit der Krise viel Boden wettgemacht. Und sie haben selber gespürt und das ist ein Hoffnungsschimmer, wenn man einen Sinn hat, hinter dem man sich versammeln kann und sei es selbst ein Bedrohungsszenario, dann werden auf einmal unvorstellbare Dinge möglich.

00:21:48:15 - 00:22:16:17
Sprecher 1
Dann kann ich mich in einer Stunde mit dem Betriebsrat einigen, dann kriegt unsere IT Abteilung das hin, übers Wochenende tausende Laptops zu kaufen und zu installieren. Dann genehmigt unser Datenschutzbeauftragter, dass sogar die Kamera angeschaltet werden. Was mir und ich hoffe, dass diese dieses Erweckungserlebnis nachhaltig ist, um zu sagen Pass auf, wenn wir was haben, wo alle sagen, das ist jetzt wichtig und wichtiger als mein Ego, dann bewegt sich ja doch was.

00:22:16:19 - 00:22:39:11
Sprecher 2
Ja, stoßen Sie denn mit Ihrem Ansatz in Firmen auch gelegentlich mal auf Widerstand? Ich kann mir vorstellen, dass viele auch von denen von den alteingesessen messenden Unternehmern erst mal sagen Purpose können wir uns nicht leisten. Oder anders gefragt Werden Unternehmen tatsächlich erfolgreicher, wenn sie sich über Sinn und Zweck Gedanken machen? Sie haben es ja schon ein bisschen vorweggenommen.

00:22:39:13 - 00:22:44:15
Sprecher 2
Also ganz schlicht gefragt Ist Purpose gut fürs Geschäft?

00:22:44:17 - 00:23:12:05
Sprecher 1
Ja, nachweisbar. Also man muss mit Kienbaum letztes Jahr untersucht, mit 1300 Gesprächspartnern zu sagen Gibt es einen Unterschied? Habt ihr bisher? Nein. Was hat sich eigentlich geändert dadurch? Und völlig egal, in welchen Bereich man guckt Unternehmens, Performance, Mitarbeiterbindung, Kundenzufriedenheit, Innovationskraft Wenn man weiß wofür, wird alles leichter zahlen, weil.

00:23:12:07 - 00:23:48:01
Sprecher 3
41 % der Befragten Fach und Führungskräfte geben an, den Purpose ihres Arbeitgebers, also das fundamentale Ziel, das gleichermaßen sozialen, ökonomischen und ökologischen Nutzen stiftet, zu kennen. 2/3 Befragten wiederum kennen das Ziel ihres Unternehmens nicht oder können das offizielle Leitbild ihrer Organisation nicht wiedergeben. Während 68 % der Akademiker ihrem Unternehmen eine Absicht oder eine Bestimmung zuschreiben, sehen 52 % der Nichtakademiker keinen Purpose bei ihrem Arbeitgeber.

00:23:48:03 - 00:24:21:15
Sprecher 3
Mehr als die Hälfte der Befragten nehmen eine durch Co with 19 bedingte gesteigerte Relevanz für Unternehmen wahr, in einem Leitbild, Sinn und Zweck der Organisation fest zu schreiben. In Unternehmen, die bereits ein Leitbild eingeführt und kommuniziert haben, berichten 3/4 aller Führungskräfte von einer gesteigerten Mitarbeiter. Zufriedenheit Quelle Online Befragung des Kienbaum Institute ESM von 2020 Befragt wurden mehr als 1300 Fach und Führungskräfte.

00:24:21:15 - 00:24:57:06
Sprecher 1
In Deutschland gibt es Widerstand. Jede Menge. Also man darf die Beharrung Systeme großer Organisationen und alles ist auf Performance und Ziel Zahlen Orientierung aufgebaut. Meine Jahres Vereinbarung, mein Arbeitsvertrag, mein Controlling, mein Tracking der Verkaufszahlen. Das ist schon gewaltig. Eigentlich kommen Kunden immer nur zu uns, wenn sie Schmerzen haben. Mein Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr. Unser ganzes Employer Mitarbeiter Thema funktioniert nicht mehr oder die Kommunikation funktioniert nicht mehr.

00:24:57:07 - 00:25:31:00
Sprecher 1
Ich bin mit meinen alten Weisheit jetzt am Ende und jetzt muss ich wirklich was anders und neu machen. Und dann kommen wir ins Gespräch und auch nur mit CEOs, die für dieses Thema empfänglich sind. Zwischendurch ein Rechtsanwalt und Partner in einer großen Anwaltskanzlei. Für mich war es immer so, dass mir die Arbeit Sinn und Zweck genug war, also dass ich habe mir immer meinen Mann, meine Befriedigung aus der Arbeit selbst geschöpft und habe dann nicht nur darüber hinaus einen weiteren Sinn gesucht.

00:25:31:02 - 00:25:41:05
Sprecher 1
Deswegen erscheint mir der Purpose wie so ein Überbau, den ich jetzt selber für mich nicht bräuchte.

00:25:41:07 - 00:25:44:10
Sprecher 2
Also ein bisschen Pionierarbeit ist das schon, was Sie da machen? Genau.

00:25:44:10 - 00:25:55:17
Sprecher 1
Und wenn wir die ersten Cases hätten, um zu sagen Guck mal, hier ist ein Unterschied. Dann ist wahrscheinlich die Dammbruch, dann kommen viele, aber die schaffen wir jetzt erst mal zurück.

00:25:55:19 - 00:26:18:19
Sprecher 2
Es gibt den Golden Circle von Simon König, das ist ein amerikanischer Autor und Unternehmensberater. Man könnte sagen, es ist so eine Art Gedankenmodell für die Kommunikation von Unternehmen oder generell eigentlich für für das Handeln. Weil vielleicht nicht alle ihn kennen, erkläre ich immer kurz. Der Golden Circle beschreibt die drei zentralen Fragen unseres Tuns, nämlich What how und why?

00:26:18:21 - 00:26:41:14
Sprecher 2
Also was tun wir? Wie tun wir es und warum tun wir es? Im Golden Circle sind diese drei Fragen in Kreisen angeordnet aus. Und das wird dann das Haus im Mittleren Ring. Und im Kern ganz wichtig das wir. Nach Kinect tun sich die meisten Unternehmen aber schwer mit dem Why inspirierender Marken. Er nennt in einem TED Talk das Beispiel Apple starten mit dem Why, dem Zweck und dem Purpose.

00:26:41:16 - 00:27:01:17
Sprecher 2
Was ich spannend finde Sie haben in einem Text das Why das meist mit Warum übersetzt wird mit wofür übersetzt. Das scheint jetzt vielleicht manchen ein bisschen Wortklauberei, ich finde das aber extrem wichtig. Wofür also tun wir das, was wir tun? Haben wir einfach die falsche Frage gestellt in den letzten Jahren? Ja.

00:27:01:19 - 00:27:10:17
Sprecher 1
Total. Also die erste Frage, die wir immer gestellt haben, Frau Meier war, wie viel genau, wie viel. Das sind. Wir haben nicht gefragt Ist das sinnvoll? Wollen wir das überhaupt tun?

00:27:10:22 - 00:27:11:12
Sprecher 2
Was haben wir davon?

00:27:11:14 - 00:27:33:24
Sprecher 1
Gut, was haben wir davon? Noch nicht mal was machen wir? Und was bringt das genau eigentlich? Bevor wir die Idee hatten, müssten wir das Budget haben. Wissen Sie, das war völlig verdreht. Ist in vielen Bereichen. Warum gibt es zwischen Warum und wofür einen großen Unterschied? Warum? Guckt nach hinten und sucht den Schuldigen? Warum ist das jetzt passiert? Erklären erst mal wofür.

00:27:34:00 - 00:27:42:23
Sprecher 1
Guckt nach vorne und sagt für wen und für was machen wir das? Und ist viel zielgerichteter. Und damit kommt man auf andere Gedanken.

00:27:43:00 - 00:28:10:01
Sprecher 2
Ich finde es super. Ich habe. Ich bin ein großer Fan von diesem Golden Circle und habe oft, wenn man wenn man zum Thema Warum kommt, festgestellt, dass Leute, die nicht vertraut sind, damit sagen Ja, um Geld zu verdienen oder wir müssen wachsen oder so, Also genau diese Antwort will man ja nicht haben, sondern und das finde ich vielleicht, weil ich auch ein bisschen sprach, sensibel bin, finde ich, wofür, ist wirklich eine andere Dimension.

00:28:10:05 - 00:28:15:24
Sprecher 2
Das war ein Aha Erlebnis. So klein sind diese beiden Wörtchen doch eigentlich am Ende sind.

00:28:16:01 - 00:28:48:13
Sprecher 1
Und mit dieser Denke, das ist wirklich schwer, weil sie ein größere Perspektive aufmacht auf das, was wir tun. Wir gucken eben nicht mehr auf unseren Markt und auf den Wettbewerb, sondern wir gucken Gibt es ein Bedürfnis in der Welt und können wir irgendwas dazu beitragen, dass es besser, schöner, nachhaltiger, was auch immer wird? Und damit öffnet man den Blick für Dinge, die in Zukunft auch möglich werden und kommt ein bisschen aus diesen Scheuklappen raus.

00:28:48:13 - 00:29:00:08
Sprecher 1
Wir tun in Deutschland immer so, als wäre Erfahrung gut, aber wir haben anderes Wort für Erfahrung, das heißt betriebsblind. Und das unterschätzen wir oft. Und wir brauchen jetzt ein paar Augen öffnende Momente.

00:29:00:10 - 00:29:25:04
Sprecher 2
Ja, wir hatten es vorhin schon mal kurz angesprochen, hat diese, ich nenne es jetzt mal missliche Lage, vielleicht auch damit zu tun, dass wir immer inzwischen immer weniger Unternehmerinnen und Unternehmer haben und dafür mehr Manager, die dann zum Beispiel drei Jahre bei einem Automobilhersteller sind und anschließend in die Telekommunikation oder zu einer Fluggesellschaft wechseln, die also eigentlich gar keine tiefere Bindung mit dem Unternehmen eingehen.

00:29:25:06 - 00:29:25:23
Sprecher 1
Ja.

00:29:26:00 - 00:29:26:11
Sprecher 2
Das hat.

00:29:26:11 - 00:29:27:18
Sprecher 4
Es.

00:29:27:20 - 00:29:54:04
Sprecher 1
Mit dem Unternehmen und der Aufgabe des Unternehmens. Und das wirklich erschreckende Frau Meyer ist, dass sich das durchzieht bis in die jüngste Generation, die Startups gründen, während man früher ein Unternehmen gegründet hat, weil man sagt, das aufs Schuhe sind wichtig für die Welt, dass wir nicht barfuß rumlaufen. Der Deichmann, das ist doof. Oder suchen sich irgendwas aus. Wir müssen die Gesundheit voranbringen.

00:29:54:06 - 00:30:16:21
Sprecher 1
Ist heute das coole Serien Gründer zu werden? Also die erste Idee, die ich habe, ist die gestalte ich eigentlich den Exit? Was ich da so genau macht, ist mir doch egal, um möglichst schnell viele gute Exits hinzulegen. Das ist die neue Idee. Und da merkt man eigentlich der innere Antrieb, die die die Verbundenheit mit der Aufgabe hat sich total aufgelöst.

00:30:16:23 - 00:30:44:19
Sprecher 1
Purpose ist ein grausames Wort, aber in Deutschland haben wir ein viel schöneres Wort dafür. Das ist Wir sind beseelt von etwas. Und wenn immer wir Menschen sehen, die beseelt sind von was? Also Karl Lagerfeld, die kleine Greta Jane Modell Stephen Hawking, dann haben wir das Gefühl, die haben unglaubliche Kraft in sich, diese Menschen. Bäcker Hinkel Ich weiß gar nicht, wie viel Hunderte von Bekannten es in Düsseldorf gibt.

00:30:44:19 - 00:31:08:24
Sprecher 1
Bei einem steht man Schlange, um Brötchen zu kaufen. Warum? Weil man denkt, er ist zum Bäcker geboren. Es genau sein Ding. Jetzt ist ein Bäcker Kostüm, die Ausbildung angefangen hat. Wenn wir uns abends treffen Männer und diese Menschen gibt es nicht nur in Reich, sondern auch als Auto Schrauber, als Handwerker, als Krankenschwester, als was auch immer. Und da ist die große Kraft.

00:31:08:24 - 00:31:13:17
Sprecher 1
Und diese Anschlussfähigkeit an die Sinnhaftigkeit des täglichen eigenen Handelns.

00:31:13:19 - 00:31:15:22
Sprecher 4
Die brauchen wir wieder.

00:31:15:24 - 00:31:43:20
Sprecher 2
Ich habe das auch jetzt noch mal ganz konkret erlebt in Strukturen, wo die, die sehr von Managern geprägt ist, dass es auch ganz schwierig ist, zu Entscheidungen zu kommen. Und wenn es zu Entscheidungen kommt, wird meistens irgendwie so der Mittelweg gewählt, weil alle Angst haben. Also es ist sehr Angst getrieben. Auch so habe ich es beobachtet. Die wollen alle ihre Karriere nicht aufs Spiel setzen, sie wollen nicht was entscheiden und hinterher heißt wer hat denn das gemacht?

00:31:43:24 - 00:32:17:12
Sprecher 2
Wenn ich aber leidenschaftlich für was kämpfe, wenn ich begeistert bin von der Sache, dann kann die ganze Welt dagegen sein. Ich habe aber sehr viel, kann sehr viel Kräfte mobilisieren, um für diese Sache zu kämpfen. Dann ficht mich das auch gar nicht an, wenn andere sagen Oh, das finde ich aber jetzt nicht so gut. Also das ist, das ist so ein bisschen meine, meine Beobachtung, dass, wenn Sie mit einem mit einem die Chance haben, mit dem Eigentümer zu reden über eine Kampagne oder so, und das finde ich gut, das machen wir jetzt so, dann sind sie viel schneller bei Entscheidungen und der steht auch dahinter, wenn er das entschieden hat.

00:32:17:14 - 00:32:57:17
Sprecher 1
Ich finde, da kommen zwei Dinge zusammen, die haben wir beide schon mal angesprochen. Das eine ist das Rationale. Als Topmanager kannst du heute uninspiriert sein. Du kannst auch unkreativ sein, Du kannst unerfolgreich sein, solange du keine unlogischen Entscheidung triffst, sondern immer alles rational begründet. Warum das jetzt gemacht wird, damit scheidet man ein Großteil der Möglichkeiten aus. Und das andere ist haben wir ja auch schon angesprochen Fußball, Politik, Unternehmen, wir bewegen uns im bestehenden System, wir denken, wir wissen, wie der Hase läuft und jetzt machen wir es ein bisschen schneller und effizienter.

00:32:57:17 - 00:33:19:14
Sprecher 1
Ein bisschen günstiger. Da trifft man gar keine Entscheidungen mehr. Wir sind alles ja nur noch ein bisschen an Schrauben drehen. Entscheidung ist ja immer, wenn's wirklich schwierig wird, links um rechts um, aber dann geht es auch nicht zurück. Dann hab ich den Kopf in der Schlinge und wir haben das verlernt. Müssen wir auch die Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen, wo wir gar nicht Wie delegieren das?

00:33:19:14 - 00:33:38:13
Sprecher 1
Wir machen jede Menge Marktforschung. Wir beziehen alle Leute des Unternehmens ein, um dann eben den Kern zu kondensieren, wie so eine Folge Befragungen. Und das sehen wir in allen Bereichen, die wir angesprochen haben. Politik wahrscheinlich am dramatischsten, weil gerade so aktuell. Da gibt es keine Entscheider mehr.

00:33:38:15 - 00:33:58:06
Sprecher 2
Wie Wie kann es denn gelingen, dass Führungskräfte jetzt sagen wir mal in jedem Bereich, also Führungskräfte bezieht sich eigentlich nur auf auf Wirtschaft. Ich meine es aber tatsächlich jetzt auch für Politik und von mir aus auch Fußball. Wie kann es gelingen, dass da mehr Kreativität oder schöpferische Kraft sich entfalten kann? Ja.

00:33:58:08 - 00:34:21:18
Sprecher 1
Ehrlich gesagt, wie es immer schon gelang. Wie funktionieren Menschen? Wir Menschen müssen an was glauben, dass das bedeutsam ist, dass wir das Tag und Tag tun. Wenn wir den Glauben an das eigene Handeln wiederfinden, dann hängen wir uns auch mit Haut und Haar und mit Leib und Seele rein. Dann brauchen wir aber die Geschichte dazu und nicht Excel Tabellen.

00:34:21:18 - 00:34:43:24
Sprecher 1
Wenn Moses mit zehn Excel Tabellen vom Sinai runtergekommen wäre, wäre das gegangen vorher. Sondern wir müssen sagen, was ist eigentlich unsere Geschichte? In welchem Kapitel sind wir jetzt gerade? Welche Rolle spiele ich eigentlich in der Geschichte, so dass ich das ganze Bild wieder sehe? Das haben wir durch Analysen ja maximal zerteilt wissen. Jeder schraubt jetzt an seinem kleinen Bereich und weiß gar nicht mehr, was die große Geschichte ist.

00:34:44:01 - 00:35:11:11
Sprecher 1
Was ist die Geschichte von Deutschland in Zukunft von Europa? Also sich irgendwas aus. Und da merkt man, wir müssen massiv das Vorstellungsvermögen wieder aufrüsten, wenn wir kein Bild im Kopf haben, wie es eigentlich sein könnte, gibt es keine Chance dazu. Komplexe Systeme, sei das Gesellschaften, sei das Unternehmen, sei das unser eigenes Gehirn dazu zu bringen, sich anzustrengen und möglichst viel Energie zu verbrauchen.

00:35:11:11 - 00:35:25:11
Sprecher 1
Komplexe Systeme sind qua Natur auf Energiesparmodus geschaltet, damit sie nicht auseinanderfallen. Damit sie sich überhaupt bewegen, müssen wir den wirklichen, sehnsuchtsvollen Bild geben. Und das fehlt an allen Ecken und Enden.

00:35:25:13 - 00:35:33:20
Sprecher 2
Hat dann Kreativität am Ende vor allem auch mit Mut zu tun? Oder Mut und Rückgrat? Könnte man das sagen?

00:35:33:22 - 00:36:06:17
Sprecher 1
Also auch Kreativität hat mit einer ganz Menge zu tun. Mit Empathie, mit Vielfalt, mit Mut, mit Durchsetzungswillen, mit Durchhaltewillen aber auch. Und Mut deshalb, weil es wird ja wirklich erst kreativ, wenn man der Erste ist, um zu sagen So hat es noch nie einer gemacht. Das sind die Gänse, die, die als erste auf der Tanzfläche sind. Wenn ich den über alle Räume zu den Kollegen oder wie Maria Magdalena so und irgendwann kommt der zweite und das ist dann vielleicht aber auch schade voll wie Sie.

00:36:06:17 - 00:36:38:10
Sprecher 1
Aber sich vor die anderen zu stellen und einen neuen Gedanken preis zu geben, auf den alle dann rumhacken können, wo sie ja immer alle Besserwisser geben, das ist schwierig und deshalb ist das Wichtige, dass wir unterschiedliche Meinungen zulassen. So ein Schutzraum für halbgare, unbedarfte, absurde Gedanken, Ideen, Worte zulassen, dass daraus überhaupt was Neues entstehen kann. In der Natur gibt es den genetischen Sprung, die Mutation.

00:36:38:12 - 00:36:40:00
Sprecher 1
So ist unsere Welt entstanden.

00:36:40:02 - 00:36:47:22
Sprecher 2
Ein Fehler. Das sind eigentlich kleine Fehler. Die Natur ist nämlich nicht perfekt, sondern sie macht Fehler. Genau für die Vielfalt total.

00:36:47:22 - 00:37:11:10
Sprecher 1
Und sie ist unvorhersehbar. Wir wissen nicht genau und wenn die nächste Mutation ist und wir müssen zulassen, dass wir gedankliche Mutationen, Gedankensprünge schaffen. Man sagt uns dasselbe. Die Idee und eigentlich je absurder sie ist, desto interessanter sollte sie sein. Aber für uns ist sie einfach nur desto sinnloser, wenn wir sie nicht gleich verstehen. Und das ist natürlich schön.

00:37:11:12 - 00:37:13:12
Sprecher 1
Da geht viel Energie verloren.

00:37:13:14 - 00:37:39:20
Sprecher 2
Das stimmt. Ich finde, das war jetzt eigentlich ein sehr schönes Schlusswort. Herr Heide, ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch. Ich würde gerne noch auf unseren Buchtipp hinweisen, wie wir jetzt das Thema rund um New Work, Sinn, Zweck und Purpose noch ein wenig vertiefen möchte. Bleiben Sie dran. Wir haben gleich noch einen spannenden Buchtipp für Sie Die nächste Episode von Flurfunk, dem Podcast der Stiftung zur Zukunft der Arbeit hören Sie ab dem zwölften November.

00:37:39:22 - 00:37:40:20
Sprecher 1
Vielen Dank.

00:37:40:22 - 00:38:11:18
Sprecher 2
Ich danke Ihnen. Tschüss. Durchgeblättert Der New Yorker Berater und Gründer von The Ready, Aaron Dick, analysiert in Brave New Work, die, wie er es nennt, Betriebswirt Systeme von Organisationen und entwickelt konkrete Vorschläge zur Veränderung. Er fragt sich, was uns zwischen Chaos und Bürokratie eigentlich daran hindert, bestmögliche Arbeit zu leisten. Und er ist überzeugt Es sind nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch nicht die Führungskräfte.

00:38:11:22 - 00:38:42:04
Sprecher 2
Es ist vielmehr die Art und Weise, wie wir unsere Arbeit und vor allem auch unsere Unternehmen organisieren. Wir behandeln sie wie Maschinen, die sich vorhersagen und kontrollieren lassen, so dick. Statt in ihnen zu sehen, was sie eigentlich sind komplexe menschliche Systeme voller Potenzial, das darauf wartet, freigesetzt zu werden. Seinen Ansatz veranschaulicht er am Beispiel, wie wir den Verkehr an Kreuzungen organisieren, während das Ampelsystem darauf basiert, Menschen zu misstrauen und zu kontrollieren, setzt der Kreisverkehr auf Selbstmanagement.

00:38:42:06 - 00:39:13:23
Sprecher 2
Letzteres ist sicherer, schneller und billiger und somit das Modell der Wahl für die Arbeit der Zukunft. Das Buch ist bisher leider noch nicht auf Deutsch erschienen, aber sehr verständlich geschrieben und es steckt voller Impulse, Anregungen und Lösungsvorschläge. This book as a breath of fresh air, schreibt etwa die New York Times in ihrer Rezension. Brave New World von Aaron Dick ist 2019 bei Portfolio International Edition erschienen, hat 304 Seiten und kostet in der Taschenbuchausgabe 11,99.