Flurfunk #4: Nachhaltigkeit ist kein Ziel, sondern ein Weg

Nach Berechnungen des Global Footprint Network nutzen wir allein in Deutschland die Natur dreimal so schnell, wie sich Ökosysteme regenerieren können. Wie man mit Exceltabellen für einen nachhaltigen Lebensstil sorgen kann, was das Zählen von Socken damit zu tun hat und was Unternehmen tun können, um gleichzeitig nachhaltiger und erfolgreicher zu sein: Darüber spricht Nina Mayer in der letzten »Flurfunk«-Episode mit dem Umweltaktivisten und Unternehmer Dirk Gratzel.

Für Fragen und Feedback senden Sie eine E-Mail an: podcastrandstadstiftung@gmail.com

Hanna Daum,Geschäftsführender Vorstand

Nachhaltigkeit ist kein Ziel, sondern ein Weg

Dieser Podcast spricht darüber, wie unsere täglichen Handlungen, wie das Senden von E-Mails oder die Nutzung von Elektronik, die Umwelt beeinflussen. Zum Beispiel kann das Senden einer einfachen E-Mail so viel Umweltverschmutzung erzeugen wie eine Plastiktüte. Der Podcast schlägt einfache Wege vor, um umweltfreundlicher zu sein, wie das Senden von Links anstelle von großen E-Mail-Anhängen, das Arbeiten von zu Hause aus, um Reiseverschmutzung zu reduzieren, und die Nutzung von umweltfreundlicheren Websites.

Ein Hauptteil des Podcasts handelt von einem Mann namens Dirk Ratzel. Er arbeitete mit Wissenschaftlern zusammen, um herauszufinden, wie sehr sein Lebensstil die Umwelt schädigte. Er stellte fest, dass er mehr als seinen fairen Anteil an den Ressourcen der Welt verbrauchte. Daher machte er Änderungen wie das Wohnen in einer kleineren Wohnung, weniger Fleisch essen, weniger Dinge kaufen und nicht mit Flugzeugen fliegen.

Der Podcast spricht auch darüber, wie das Internet und digitale Aktivitäten viel Energie verbrauchen und die Umwelt schädigen können. Aber er sagt auch, dass digitale Methoden manchmal Reisen ersetzen können, was gut für den Planeten sein kann.

Zuletzt diskutiert der Podcast, wie Unternehmen der Umwelt helfen können. Es ist wichtig, dass Unternehmen über die Umwelt genauso nachdenken wie über das Geldverdienen.

00:00:00:00 - 00:00:09:14
Unbekannt
Flurfunk. Der Podcast der Stiftung zur Zukunft der Arbeit.

00:00:09:16 - 00:00:32:10
Unbekannt
Ob wir ein Joghurt löffeln, eine SMS versenden oder den Namen eines Herstellers googeln. Ob wir uns mit Kolleginnen und Kollegen zur Videokonferenz online treffen oder eine Flasche Wein öffnen. Alles, was wir tun, hinterlässt mal direkt, mal indirekt Spuren. Und zwar auch solche, die nicht gut fürs Klima oder den Planeten sind. Eine normale Email ohne Anhang zum Beispiel verursacht circa vier Gramm Kohlendioxid.

00:00:32:12 - 00:00:56:04
Unbekannt
Das entspricht der Klimabilanz einer Plastiktüte. Emails mit größerem Anhang schlagen mit etwa 50 Gramm zu Buche. Drei Mails mit großem Anhang produzieren also umgerechnet in etwa genauso viel CO2 wie ein Diesel PKW. Bei der Fahrt von einem Kilometer. Dabei ist die Belastung durch CO2 Emissionen noch längst nicht das einzige Problem. Die potenzielle Schädigung von Böden und Gewässern durch Säure bildende Gase.

00:00:56:04 - 00:01:21:11
Unbekannt
Wie dick und Schwefeldioxid, die Anreicherung von Gewässern mit Nährstoffen, also die Eutrophierung, Ozon, Abbau und Wasserknappheit, die Gewinnung nicht erneuerbarer Ressourcen wie Seltene Erden, Mineralien und Edelmetalle, die beispielsweise bei der Herstellung von Computern und Smartphones verwendet werden. Dies alles trägt dazu bei, dass wir unseren Planeten in beinahe jedem Moment unseres Alltags strapazieren, und zwar längst in einem Maße, das größer ist, als es die Erde verkraften kann.

00:01:21:13 - 00:01:44:24
Unbekannt
Was tun? Kapitulation wäre mit Sicherheit die schlechteste aller Entscheidungen. Denn es ist einfacher, als man denkt, etwas zu verändern und zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen. Im Kleinen wie im Großen. Auch im Büroalltag gibt es viele Möglichkeiten, weniger Energie zu verbrauchen. Mails mit Link statt mit Anhang zu versenden etwa. Oder auch Tage im Homeoffice zu verbringen. Die Heimarbeit, schreibt das Statistische Bundesamt.

00:01:44:24 - 00:02:15:07
Unbekannt
Daten Württemberg und damit die Verringerung der Pendlerströme, ist eine wirksame Maßnahme, um die Straßenverkehrs bedingten Emissionen nachhaltig zu reduzieren. Trotz gestiegenen Stromverbrauch durch Videokonferenzen fällt die Klimabilanz des Homeoffice positiv aus. Es gibt außerdem Websites, die weniger CO2 verursachen als andere und Suchmaschinen, die zum Ausgleich Bäume pflanzen. Es gibt klimafreundliche Büromaterial und nachhaltige Kantinen Angebote. Dienstreisen lassen sich auch per Bahn antreten, Mitarbeiter können Fahrgemeinschaften bilden.

00:02:15:11 - 00:02:39:13
Unbekannt
Und auch der Wechsel zu einem Ökostromanbieter kann für Unternehmen nicht nur sinnvoll, sondern sogar lohnend sein. Über diese und andere Möglichkeiten, nachhaltiger zu leben und zu arbeiten, spreche ich heute mit der Kapsel. Herzlich willkommen zur letzten Episode von Flurfunk, dem Podcast der Stiftung zur Zukunft der Arbeit. Mein Name ist Nadja Meier und ich freue mich sehr heute Dirk Ratzel im Studio begrüßen zu dürfen.

00:02:39:19 - 00:03:04:24
Unbekannt
Hallo Herr Ratzel! Hallo Frau Meier, Sie sind promovierter Jurist und waren als Vorstand und Geschäftsführer verschiedener Unternehmen tätig. Sie haben eine vielbeachtete KI Unternehmen gegründet und 2019 gemeinsam mit Professor Matthias Finkbeiner und Dr. Nikolaj Minkowski die Green Zero Dot GmbH ins Leben gerufen. Zudem sind Sie ein gefragter Redner. Umso mehr freue ich mich, dass Sie heute Zeit gefunden haben für unseren Podcast.

00:03:05:01 - 00:03:30:23
Unbekannt
Nach den Berechnungen des Global Footprint Network leben wir deutschen aktuell auf Kosten anderer Länder bzw auf Kosten zukünftiger Generationen. Auf die globale Bevölkerung hochgerechnet bräuchte der deutsche Lebensstil die Landfläche von drei Erden. Das heißt, dass wir in Deutschland die Natur dreimal so schnell nutzen, wie sich Ökosysteme regenerieren können. Mit vielfältigen Folgen für die Umwelt wie etwa den Klimawandel, das Artensterben oder schrumpfende Wälder.

00:03:31:00 - 00:03:58:24
Unbekannt
Wir müssen schleunigst handeln, um künftigen Generationen nicht noch mehr ökologische Schulden zu hinterlassen. Sie, Herr Bratzel, haben bereits gehandelt und vor fünf Jahren gemeinsam mit Wissenschaftlern der TU Berlin Ihre Lebens Bilanz ermittelt und darüber auch ein Buch geschrieben. Kann man mit Excel Tabellen die Welt retten, Herr Ratzel? Also mit Excel Tabellen sicher sicher nicht. Aber ich kann mein Leben in Parenthese gesprochen retten an der Stelle.

00:03:59:05 - 00:04:41:16
Unbekannt
Ich habe dieses Vorhaben, dieses Projekt meiner eigenen ökologischen Bilanzierung, natürlich mit dem Ziel, dann auch einen ökologischen Ausgleich zu erzielen, gestartet, weil ich ein wirklich zunehmend großes Unwohlsein, ein schlechtes Gewissen gefühlt gespürt habe über die Art, wie mein Lebensstil die Umwelt beeinflusst und sicher auch strapaziert. Und das Vorhaben und das Bemühen um einen ökologischen Ausgleich gibt mir ein deutlich besseres Lebensgefühl und gibt mir eine ganz andere Perspektive auf mein eigenes Dasein und die Welt, die mich umgibt.

00:04:41:17 - 00:05:02:19
Unbekannt
Insofern, um die Frage korrekt zu beantworten, retten die Exceltabelle natürlich nicht die Welt. Aber Sie retten mich. Haben Sie denn wirklich jeden Gegenstand, den Sie besitzen? Ich habe das ja im Vorfeld so ein bisschen recherchiert, von der Socke bis zur Tasse, von der Briefwahl bis zum Auto oder vom Hund bis zum Jagdgewehr auf seine Ökobilanz hin untersucht. Also ich stelle mir das unglaublich komplex vor.

00:05:02:23 - 00:05:37:08
Unbekannt
Die Dinge sind ja nicht einfach das, was sie sind. Sie haben ja zum Beispiel auch eine Produktionskette Geschichte hinter sich, Transportwege. Sie bestehen oft aus unterschiedlichen Materialien, die wiederum eine eigene ökologische Geschichte haben. Und so weiter. Auf all das haben Sie selbst ja gar keinen Einfluss. Wie, wie sind Sie da vorgegangen? Die Wissenschaftler an der TU in Berlin, die mir die bis dato Bilanz meines ökologischen Daseins ausgerechnet haben, brauchten drei Dinge Einmal einen Überblick darüber Wie ist mein Lebensstil aktuell?

00:05:37:10 - 00:06:11:17
Unbekannt
Zum Zweiten Wie waren bestimmte Dinge in der Vergangenheit ausgestaltet? Und zum Dritten genau das, was Sie erwähnt haben den Überblick über meinen materiellen Besitz, wenn man so will. Ich habe also zunächst über mehrere Monate keine schöne Arbeit alles dokumentiert, was irgendeinen physischen Effekt in meinem Leben ausgemacht hat. Alles, was ich gegessen und getrunken habe, alle Mobilität, die ich irgendwie bedient oder genutzt habe, Jede Konsumentin Kleidung, alles, was irgendwie beim Hobby mit Aktivität und Materiellem verbunden war.

00:06:11:17 - 00:06:33:18
Unbekannt
Also ich habe alles feinsäuberlich dokumentiert, damit die Wissenschaftler wussten okay, wie lebt er, wie bewegt er sich, was isst er und was konsumiert er? Dann habe ich teilweise unter kramen in der Buchhaltung geguckt Wie war das denn früher? Welche Autos bin ich früher gefahren? In welchen Wohnungen habe ich gewohnt? Wie viel bin ich geflogen? Dafür bin ich gereist, Was habe ich vielleicht angeschafft?

00:06:33:24 - 00:07:02:16
Unbekannt
Welche Urlaube habe ich gemacht? Und dann war der dritte Teil dieser Riesen Datensammlung Orgie tatsächlich das Erfassen meines gesamten materiellen Besitzes. Ich habe an einem Samstagmorgen damit begonnen, die erste Schublade im Schlafzimmer aufzumachen und die Socken und die Unterhosen zu zählen, in der Erwartung, dass ich samstags abends damit durch bin. Ich habe dafür vier Wochenenden gebraucht, von samstags morgens bis sonntagabends.

00:07:02:16 - 00:07:31:21
Unbekannt
Eine der schrecklichsten Aktivitäten, die ich jemals durchgeführt habe. Aber die Wissenschaftler brauchten all diese Daten, also nicht nur was sind das für Dinge, sondern auch Wo kommen die her, wie sind die produziert wurden? Lange benutze ich sie, damit sie sozusagen unter Addition der einzelnen Ökobilanzen jedes einzelnen Dings meine Lebens Bilanz ermitteln konnten. Also mein ökologisches Leben ist die Bilanz all der Dinge, die ich jemals genutzt und verbraucht habe.

00:07:31:23 - 00:07:53:08
Unbekannt
Wahnsinn. Sind sie dann zum Beispiel auch, weil Sie auch Essen und Trinken angesprochen haben, in der Zeit wahrscheinlich auch nicht in Restaurants gegangen oder so oder Das wäre ja dann noch komplizierter geworden. Das bin ich sehr wohl, denn die Bedingungen der Wissenschaftler war, dass ich zu Beginn dieses Vorhabens nichts ändere, denn sonst hätte ich ja die Daten der Vergangenheit verfälscht.

00:07:53:10 - 00:08:21:13
Unbekannt
Also ich bin ins Restaurant gegangen. Ich habe allerdings den Versuch, die Restaurant Speisen mit der Küchen Waage vor Ort abzuwiegen. Dann nach dem ersten, nach den ersten Implikationen bei meinem Lieblingsrestaurant doch aufgegeben. Das hat viele lustige Situationen heraufbeschworen, denn wenn Sie in einem italienischen Restaurant den Kellner fragen, wo der Fisch denn herkommt in der Intention, na ja, ich möchte wissen, aus welcher Region der Welt und wie er gefangen worden ist.

00:08:21:15 - 00:08:44:08
Unbekannt
Dann schaut er sie manchmal schon ein bisschen verdutzt an und sagt Ja, die kommt natürlich aus dem Meer, was eine korrekte Antwort ist. Da muss man aufpassen, dass man sich auch nicht unbeliebt macht. Kann ich mir vorstellen. Wenn man da mit der Waage aufkreuzt. Ja, ja, also mein Mann ist dann wahlweise Mitarbeiter des örtlichen Veterinäramt oder irgendwie Restaurant Tester und beide sind nicht immer gut gelitten.

00:08:44:08 - 00:09:17:03
Unbekannt
Also wie gesagt, danach versuche ich mich unauffälliger zu verstecken und lieber mal heimlich schnell ein paar Notizen gemacht, damit jeder wusste, was ich da gegessen. Welche Konsequenzen haben Sie denn aus Ihren Erkenntnissen, die Sie daraus gewonnen haben, dann gezogen? Also was hatte das dann für einen Effekt auf Ihr weiteres Leben sozusagen? Die Wissenschaftler der TU Berlin haben mir meine Lebensbilanz ausgerechnet in etwas das nennen die Ökobilanz hier die Big Five, die großen fünf der Öko Bilanzierung.

00:09:17:03 - 00:09:49:03
Unbekannt
Also Sie haben mir nicht nur gesagt, wie viel CO2 Emissionen ich in meinem Leben produziert habe, sondern zum Beispiel auch wie viel Schwefeldioxid Emissionen. Das ist etwas, was zur Versauerung beiträgt oder wie sehr ich zum Beispiel zur Überdüngung unserer Landschaft, ein Effekt der Landwirtschaft beigetragen habe. Die Ergebnisse waren, kurz gesagt so, dass ich das ohnehin schon ohne den ohnehin schon üppigen Fußabdruck des Durchschnittsdeutschen noch mal weit getoppt habe.

00:09:49:05 - 00:10:28:09
Unbekannt
Ich habe in meinem bisherigen Leben etwa so viele globale Ressourcen, auch was das Thema Verschmutzung und Emissionen angeht, verbraucht wie für 12 bis 15 Menschen eigentlich vorgesehen sind oder leistbar sind für unsere Natur. Und ich habe dann das Ergebnis war natürlich bedrückend und bestätigte meine bösesten vorab. Ich habe dann angefangen, die wesentlichen Hotspots dieser Emissionen zu bearbeiten. Das heißt, ich habe mein Haus zunächst energetisch saniert, dann aber doch noch verkauft, um in eine kleinere Wohnung zu ziehen, gemeinsam mit meiner Frau.

00:10:28:11 - 00:10:49:17
Unbekannt
Ich habe mein Ernährungsverhalten geändert und verzichte heute weitestgehend auf tierische Produkte. Ich habe mein Konsumverhalten deutlich reduziert. Ich kaufe wirklich nur noch, was zwingend notwendig ist, wenn ich so viele Löcher in den Socken und in den Unterhosen habe, dass meine Frau sagt So geht es nicht mehr aus dem Haus, dann gibt es ein paar neue. Aber ansonsten versuche ich da schlanker unterwegs zu sein.

00:10:49:17 - 00:11:20:06
Unbekannt
Ich fliege nicht mehr. Also ich bemühe mich in allen Lebensbereichen tatsächlich mit deutlich weniger auszukommen. Was, Das haben die Wissenschaftler dann auch überprüft, tatsächlich dazu geführt hat, dass mein Fußabdruck in diesen fünf großen Wirkungs Kategorien um 60 bis 80 % reduziert wurde. Ja, super! Ist, denn seit dieser großen Inventur nenne ich jetzt mal Ihr Leben irgendwie freudloser geworden, kann ich sagen Ja, das ist das was, was die Leute, glaube ich, oft erwarten.

00:11:20:06 - 00:12:05:11
Unbekannt
Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Ich habe durch die Beschäftigung mit dem, wie ich mich sozusagen durch die Welt bewege und auch mit dem, welche ökologischen Konsequenzen damit verbunden sind, eine ganz andere Wachheit, ein ganz anderes Bewusstsein, eine andere Schärfe im Blick auf meine eigene Existenz und auch im Blick auf die Welt, die mich umgibt, bekommen. Und ich kann heute die Tasse Kaffee, die mir ihre freundliche Mitarbeiterin hier serviert hat, mit einer ganz anderen Wachheit genießen, als ich das früher getan habe, wo im Grunde genommen alles wie bei vielen von uns mehr oder weniger beliebig verfügbar war.

00:12:05:13 - 00:12:32:19
Unbekannt
Und das empfinde ich in einem fortgeschrittenen Lebensalter als kolossale Bereicherung. Das gibt meinem Leben eine völlig oder eine neue, nicht völlig neue, aber doch eine ganz neue Qualität. Insofern habe ich innerlich und ich denke auch äußerlich durch dieses Vorhaben nur gewonnen. Ich habe mich auch gefragt Also nicht alles, was wir, was wir kaufen, nutzen oder tun, tun wir ja aus rein rationalen Gründen.

00:12:32:19 - 00:13:07:03
Unbekannt
Also weil wir es brauchen zum Beispiel. Sondern manches hat ja auch ganz einfach mit Lust, aber auch mit Belohnung oder mit Leidenschaft zu tun. Was ist mit den ideellen Wert von Dingen? Wie sehen Sie das? Tatsächlich gibt es ja, glaube ich, gar keine menschliche Entscheidung, die nicht auch eine emotionale Komponente hätte. An irgendeiner Stelle. Und die Tiefe einer Emotion ist ja nicht abhängig sozusagen von der physischen Gestalt oder von der physischen Qualität eines Dings.

00:13:07:05 - 00:13:38:19
Unbekannt
Die wirklich tiefsten Emotionen haben wir an den Stellen, an denen sich Lebens aspekte gar nicht materiell fassen lassen. Liebe, Freundschaft, Loyalität, Begeisterung, wie sie sagen, Leidenschaft für Dinge. Das ist ja nichts, was an Äußerlichkeiten hängt, sondern eher ein inneres Momentum. Und von daher ist manchmal vielleicht sogar die materielle Welt eher eine Hürde, ein Hindernis, um zu den wirklich wesentlichen inneren, seelischen, emotionalen Dingen vorzudringen.

00:13:38:21 - 00:14:08:20
Unbekannt
Also eine gewisse Leichtigkeit, oder? Es gab dieses schöne Lied vor einigen Jahren vom leichten Gepäck, mit dem man unterwegs sein könne. Das empfinde ich innerlich eher als Befreiung. Und ich bin heute nicht mehr, wie soll ich sagen, ständig beeinflusst von Konsum angeboten um mich herum. Ich kann das mittlerweile sehr, sehr gut ausblenden und bewege mich durch die Welt mit einem Blick fürs Wesentliche, der mir früher manchmal gefehlt hat.

00:14:08:22 - 00:14:40:05
Unbekannt
Das sind ja auch möglicherweise öfter Ersatzhandlungen, die man, die sich hinterher, also dieses das Kaufen, das Belohnen durch Dinge oder so, das kann ich mir auch ganz gut vorstellen. Ja, ich glaube, wenn ich das noch verflechten darf, meine Beobachtung ist gerade unter, ich sage mal dieser Veränderung auch im Lebensstil ein Stück, dass die Tendenz zum Kaufen oder zum Konsumieren oft auch Ausdruck schwierigerer innerer Zustände ist.

00:14:40:10 - 00:15:08:20
Unbekannt
Wenn ich irgendwie verzweifelt oder verärgert bin über irgendetwas, dann suche ich sozusagen Zuflucht in der materiellen Welt und frage mich, ob ich nicht mit einem neuen Paar Schuhe jetzt den Schmerz vielleicht lindern kann. So habe ich es zumindest früher gehalten. Ich glaube, wir alle wissen, es ist wie das Glas Wein oder Bier am Ende eines langen Tages, das kann für einen kurzen Moment eine Entspannung bringen, aber wenn aus dem ersten Glas ein zweites wird ist, dann ist der Kopf am nächsten Tag dick.

00:15:08:22 - 00:15:29:14
Unbekannt
Ja, und so ist es bei den materiellen Dingen, glaube ich manchmal auch. Also ich möchte jetzt gar nicht asketisch daherkommen, das bin ich gewiss nicht. Ich weiß viele Dinge durchaus wahrzunehmen und zu genießen, aber ich habe ein anderes Verhältnis zur materiellen Welt seither. Sie haben es eben in der Aufzählung, was Sie alles verändert haben, auch schon kurz erwähnt.

00:15:29:16 - 00:15:57:23
Unbekannt
Es scheint ja nicht allein damit getan zu sein, einfach Dinge wegzulassen, sie also nicht mehr zu kaufen oder nicht mehr zu tun. Stichwort Dämmung des Hauses, Installation einer Solaranlage oder vielleicht die Anschaffung auch eines eAutos. Solche Sachen muss man sich eine ausgeglichene Ökobilanz auch leisten können. Sicher hat Ökologie einen Wert auf einen ökonomischen Wert, den wir in unserer Gesellschaft oft nicht wirklich wahrnehmen.

00:15:58:00 - 00:16:34:24
Unbekannt
Ich glaube, wir gehen alle zunächst mal durch die Welt, in der in dem Gefühl die Natur und die Ökologie, die uns umgibt, die sind quasi beliebig verfügbar. Und ich habe nun tatsächlich gelernt Ah, das lernen wir alle miteinander gerade gemeinsam, dass Ökologie eben nicht unbegrenzt vorhanden ist. Und ich habe auch gelernt, dass vieles an unserem Lebensstil darauf ausgerichtet ist, eigentlich Ökologie und System Leistungen der Natur, die uns umgibt, zu verschleißen, was zwangsläufig einen ökonomischen Effekt hat.

00:16:35:01 - 00:17:01:00
Unbekannt
Und wenn ich heute hingehe und statt einem konventionell produzierten Lebensmittel ein biologisch produziertes Lebensmittel kaufe, dann macht das ein Stück weit teurer sein. Wobei die Unterschiede eigentlich marginal geworden sind, dass MAG ein Stück weit teurer sein. Aber erstens konsumiere ich bewusster, was auch bedeutet weniger und da spare ich etwas. Und zum Zweiten und ich glaube, das vergessen wir gelegentlich.

00:17:01:02 - 00:17:26:06
Unbekannt
Wenn Sie sich heute im Supermarkt ein konventionell produziertes Schnitzel kaufen, dann hat das ja einen erheblichen Impact auf die Umwelt, der nicht im Produkt Preis enthalten ist. Das bedeutet die ökologisch nachteilige Wirkung. Dieses Schnitzel, die sozialisieren wir einfach. Das ist Teil unseres Wirtschaftens. Wir tun immer so, als würde irgendwann einer kommen und die Rechnung für die Umweltkosten unseres Konsums schon bezahlen.

00:17:26:09 - 00:17:51:13
Unbekannt
Tatsächlich aber erkennen wir ja gerade Wir werden diese Rechnung bezahlen. Und die wird deutlich teurer, als wenn wir jetzt schon nachhaltige unterwegs wären. In unserer Produktion und auch in unserem Konsum. Ich glaube, dazu trägt auch bei, dass man sich auch nicht mehr nur als als Einzelperson in dem, was man tut, sieht, sondern dass man wirklich sich als Teil des Ganzen versteht, Das Ja, ja, absolut.

00:17:51:13 - 00:18:30:09
Unbekannt
Also die, dass das Einordnen sozusagen des eigenen Fußabdrucks und das das Verstehen der eigenen Ressourcen, die, die ich blockiert habe und ich verbraucht habe und auch das Bewusstsein darum, dass das, was ich gemacht habe, eigentlich das wäre, was eine Großfamilie zur Verfügung gehabt hätte. In den letzten 50 Jahren. Das zeigt, dass ich, wie soll ich sagen, in einer unanständigen und ungehörigen Art und Weise mein bisheriges Leben gepflegt habe, ohne dass ich das jetzt ich sage mal so fundamental unterscheidet sich von dem Leben, dass das viele Menschen leben.

00:18:30:09 - 00:18:57:19
Unbekannt
Aber es geht einfach nicht, dass ich hier so viel Ressourcenverbrauch sehe, wie für 15 Menschen zur Verfügung gestanden hätten und dass ja die Zukunftsfähigkeit oder die Lebensfähigkeit unseres Planeten für meine Kinder und meine Enkelkinder erheblich verkürzt. Ich habe es eingangs bereits erwähnt Sie haben ein Unternehmen gegründet, um Menschen in Organisationen zu einer besseren Ökobilanz zu verhelfen. Auf der Website von Green Zero.

00:18:57:19 - 00:19:27:05
Unbekannt
Dort schreiben Sie eine persönliche Lebens Ökobilanz verändert Denken und Wahrnehmung. Das haben Sie ja auch schon sehr anschaulich dargestellt. Sie macht die Umwelteinflüsse des privaten und beruflichen Konsums bewusst und schafft die Grundlage für eine nachhaltige Transformation von innen. Reicht ein verändertes Denken aus? Oder anders gefragt Wie kommen wir vom Denken ins Handeln? Ich glaube, die Selbsterkenntnis ist der Anfang für jede Form von Veränderung.

00:19:27:06 - 00:20:05:13
Unbekannt
Und das, was wir in Green Economy machen, ist ohne jede, ich sage mal ideologische Untermauerung. Ich komme ja nicht aus der Ökologie, unternehmerisch oder beruflich, sondern eher aus der Personalentwicklung und aus der Organisationsentwicklung, also ohne sozusagen ideologische Überforderung und ohne Erwartung an den Einzelnen, zunächst mal darüber zu informieren, wie die Zusammenhänge sind. Wir sind ja in einer Welt unterwegs, in der die Begriffe und die Schlagwörter uns ständig um die Ohren fliegen Klimaneutral, Klima, positiv, Umwelt neutral.

00:20:05:15 - 00:20:55:20
Unbekannt
Was verbirgt sich dahinter? Wie sind die Zusammenhänge? Wie funktioniert Ökologie? Was bedeutet Resilienz? Was bedeutet Biodiversität und welchen Einfluss habe ich selbst darauf? Wenn ich das mal verstanden habe, dann sind Entscheidungen die oder auch Konzepte, die nachhaltiger sind, die wirklich zukunftsfähig sind, die ein dauerhaftes Wirtschaften oder Dasein und Existieren ermöglichen, viel näher, als wenn ich sozusagen Nachhaltigkeit nur als theoretische Übung betrachte und die Erfahrungen, die wir bislang machen, ist die, dass nichts, wirklich nichts ansatzweise so intensive Veränderungen auslöst wie die Betroffenheit, die entsteht, wenn eine Führungskraft den eigenen Fußabdruck und die Umweltkosten, die damit für die Welt verbunden sind, mal wahrnimmt.

00:20:55:20 - 00:21:36:08
Unbekannt
Das ist schon immer ein sehr, sehr eindringliches Moment. Zahlen, weil mehr als die Hälfte der weltweit befragten Führungskräfte erkennt Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit als die wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen an nur das Thema Fachkräftemangel wird mit 61 % noch häufiger genannt. Von den deutschen Führungskräften bezeichnen nur 41 % Klimawandel und Nachhaltigkeit als drängendste Aufgabe. Für 56 % von ihnen besteht bei der Digitalisierung der Lieferketten eine deutlich höhere Dringlichkeit.

00:21:36:12 - 00:22:21:07
Unbekannt
9/10 Unternehmen glauben, der Klimawandel habe einen negativen Einfluss auf ihr Geschäft, wohingegen 62 % der Führungskräfte bestätigen, dass sich Investment in Nachhaltigkeit positiv auf den Umsatz ausgewirkt hat. Quelle Studie Industrie 4.0 von Deloitte 2020. Befragt wurden weltweit über 2000 Führungskräfte, darunter auch 125 aus Deutschen. Unter den Unternehmen sind die Dinge ja zudem sehr komplex. Nur der Weg zur Arbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihr Surf und Mail Verhalten am Arbeitsplatz, die Kantine, der Fuhrpark, Abfall und Entsorgung, Bauweise des Unternehmens, Sitzes oder auch so Fragen wie wird das Geld von einer nachhaltigen Bank verwaltet?

00:22:21:07 - 00:22:55:18
Unbekannt
Nutzt das Unternehmen Ökostrom? Hat es vielleicht eine Solaranlage auf dem Dach, um nur mal einige von sehr vielen Aspekten zu nennen? Wohin setzen Sie dann konkret an? Zunächst oder am Beginn des Prozesses steht immer die Analyse, und zwar die Analyse wahlweise der Führungskräfte oder der Verantwortungsträger im Unternehmen oder auch der Organisation in Gänze. Es gibt so etwas wie eine Organisation nale Öko Bilanzierung, eine Disziplin innerhalb der Umwelttechnologie oder der Ökobilanz.

00:22:55:20 - 00:23:21:12
Unbekannt
Wissenschaft, die in den letzten Jahren sehr, sehr stark an Bedeutung gewonnen hat. Das heißt, es ist heute nicht mehr so schwierig, wie wir das vielleicht vermuten würden. Die Ökobilanz jetzt zum Beispiel von des Randstad Hauptquartiers im Hessischen zu ermitteln. Tatsächlich ist es so Wir haben es oft mit irre langen Wirkungsstätten zu tun, genauso wie Sie es beschreiben. Wo kommen denn die verschiedenen Komponenten für den Dienstwagen her?

00:23:21:12 - 00:23:50:03
Unbekannt
Wir haben aber mittlerweile auch eine gute Datenlage und man muss jetzt nicht jedes Mal bei Adam und Eva anfangen, sondern wir können schon auf große Datenmengen und Datenbanken zurückgreifen, um das zu errechnen. Und dann gibt es in den Unternehmen ja sehr unterschiedliche Hotspots. Klar, wenn Sie eine stark vertrieb geprägte Organisation haben, in der viele Leute ständig reisen und mit dem Auto unterwegs sind, dann ist Mobilität ein großes Thema.

00:23:50:05 - 00:24:12:10
Unbekannt
Aber wir haben natürlich auch Produktion, Betriebe oder Services Betriebe. Da sind die Hotspots an ganz anderen Stellen. Und wir versuchen da zunächst mal gemeinsam mit den Unternehmen zu überlegen, Was kann man verändern, wo die Effekte am größten sind. Was würden Sie denn jemandem raten, der oder die jetzt eine Firma gründen und von Anfang an alles richtig machen möchte?

00:24:12:12 - 00:24:46:16
Unbekannt
Ich habe ja selbst jetzt im Bereich der Nachhaltigkeit Firmen gegründet und tatsächlich haben wir begonnen, von Anfang an die ökologische Komponente gleichberechtigt, gleichberechtigt mit der ökonomischen Komponente unseres unternehmerischen Tuns zu betrachten und zu betreiben. Will sagen Wir erstellen natürlich eine Bilanz als Unternehmen, wie sich das gehört und wie das auch das Finanzamt erwartet. Aber wir erstellen neben der ökonomischen Bilanz eben auch sofort eine ökologische Bilanz.

00:24:46:17 - 00:25:16:14
Unbekannt
Und wenn man das von Anfang an macht, dann ist es relativ einfach, beides einfach zu einer Routine zu machen. Wir versuchen, die ökologische Wirkung unseres Tuns auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, was bedeutet, dass wir jetzt keine üppigen Büros haben, sondern Büro Einrichtungen teilen mit anderen Organisationen. Wir haben ein sehr angepasstes Mobilitätsverhalten. Also wir achten von Anfang an drauf und das, was wir nicht vermeiden können.

00:25:16:14 - 00:25:45:22
Unbekannt
Es gibt immer Dinge, die unvermeidlich sind in der Umwelt Wirkung. Das Kompensieren wir von Anfang an, so dass unsere oder meine Unternehmen niemals einen ökologischen Fußabdruck entwickeln werden. Was? Was mich noch interessieren würde Es gibt gegenwärtig weltweit 45 Milliarden Server, die ständig im Einsatz sind, die also neben Energie für das Versenden von Emails, das Googeln und das Posten von Katzenvideos oder auch Strom und Wasser für die Kühlung verbrauchen.

00:25:45:24 - 00:26:17:07
Unbekannt
Daten haben also auch eine sehr materielle Seite und hinterlassen einen gewollten, gewaltigen ökologischen Fußabdruck. Wird die Ökobilanz der Digitalisierung bislang unterschätzt? Wie sehen Sie das? Ich glaube nicht, dass sie unterschätzt wird. Aber sie wird vielleicht an der einen oder anderen Stelle nicht mit der Intensität wahrgenommen, die sie verdient. Also ich glaube, das Internet ist, wenn man es mit einem Land vergleicht, doch mittlerweile einer der spitzen Verbraucher was Energie angeht, global betrachtet.

00:26:17:09 - 00:26:47:00
Unbekannt
Und das ist uns sicher nicht immer bewusst. Wir stecken zwar ständig irgendwelche elektronischen Geräte, stöpseln die an die Steckdose an, aber was dann fließt, das sehen wir natürlich nicht. Auf der anderen Seite lohnt es aber auch zu betrachten, dass wir und das haben wir jetzt durch die Krise ja alle miteinander wahrgenommen und auch verändert, dass natürlich häufig digitale Kanäle analoge oder reale physische Begegnungen ersetzen.

00:26:47:01 - 00:27:42:00
Unbekannt
Und wenn ich eine Videokonferenz mache mit 20 Teilnehmern, die sonst alle physikalisch reisen müssten, ist es natürlich eine nachhaltigere Weg, das ins Digitale zu verlagern. Aber ich gebe Ihnen recht Ich glaube, an der einen oder anderen Stelle fehlt tatsächlich das Bewusstsein, wie viel Strom so eine SMS verbraucht oder was das bedeutet. Wenn ich mir mal eben den neuesten James Bond auf irgendeiner Plattform runterladen, zahlen 33 Millionen Tonnen CO2 verursacht alleine Deutschland jährlich durch den Betrieb des Internets und internetfähigen Geräte Stand 2018 eine vierstündige Videokonferenz mit Beteiligten, wenn sie mit PCs und Bildschirmen durchgeführt wird, schlägt mit Emissionen von 1,08 Kilogramm CO2 zu Buche.

00:27:42:02 - 00:28:16:08
Unbekannt
Nutzen wir eine Suchmaschine mit durchschnittlich 50 Suchanfragen pro Tag, verursacht dies rund 26 Kilogramm CO2 pro Tag. Einer der größten Stromfresser ist, dass Musik und Video Streaming Videos machen mehr als 75 % des Datenverkehrs im deutschen Internet aus. Musik Streamingdienste verursachen weltweit etwa 200 bis 300000 Millionen Kilogramm CO2 pro Jahr. Damit ist ihre Nutzung klimaschädlicher als die Produktion und Entsorgung von CDs oder Schallplatten.

00:28:16:14 - 00:28:59:04
Unbekannt
Quelle Website von reset Gemeinnützige Stiftungs GmbH www. Reset. Punkt. Aus. Anderes Thema Warum liegt Ihnen die blau hügelige Ödland Strecke so am Herzen? Ich habe, nachdem ich meine Ökobilanz errechnet bekommen habe und nachdem ich mein mein Leben versucht habe, etwas zu verbessern unter ökologischen Gesichtspunkten ja immer noch sozusagen eine riesengroße, tiefrote Soll Seite meiner Ökobilanz. Ich brauche also einen Ausgleich für das, was in der Vergangenheit in meinem Leben passiert ist, was auch noch laufend passiert und was nicht mehr zu vermeiden ist oder was auch laufend nicht zu vermeiden ist.

00:28:59:04 - 00:29:37:10
Unbekannt
Wir nennen das ja üblicherweise Kompensation und mein größtes eigenes Kompensation Vorhaben gestaltet sich so, dass ich vor etwa anderthalb Jahren eine ehemalige Bergwerks Brache im Ruhrgebiet Ich bin ein Ruhrgebiet. Eine ehemalige Bergwerks Brache im Ruhrgebiet, im Kreis Recklinghausen gekauft habe. Elf Hektar, eine Fläche, auf der ein altes ausgediente Steinkohle Bergwerk mit seinen verfallenden Einrichtungen stand. Diese Fläche wird jetzt von den menschlichen Spuren, also von den Aufbauten und den Versiegelung befreit.

00:29:37:11 - 00:30:05:18
Unbekannt
Der Rückbau ist fast abgeschlossen und dann werde ich versuchen, auf dieser Fläche eine möglichst hochwertige, ökologisch wirksame Landschaft zu erzeugen, also eine Kombination aus unterschiedlichen Biotop Typen. Und die Landschaft soll insbesondere auch für seltene Arten gut geeignet sein. Damit ich sozusagen meinen bisherigen Impakt auf die Biodiversität ausgeglichen bekomme und eine der seltenen Arten, die sich auf dieser Fläche augenscheinlich ansiedeln.

00:30:05:18 - 00:30:38:10
Unbekannt
Das können wir im Moment beobachten. Ist die von Ihnen genannte blau hügelige Ödland Schranke, eine auf den ersten Blick eher unscheinbare, aber beim Fliegen wunderbar azurblau strahlende Heuschrecke, eine Rote Liste Art, die das Areal annimmt oder die sich da heimisch zu fühlen scheint. Und für die wir auf dieser riesengroßen Fläche Lebensraum schaffen wollen. Also ein kleiner Beweis dafür, dass es tatsächlich funktioniert, wenn die Natur es annimmt.

00:30:38:10 - 00:31:06:13
Unbekannt
Sozusagen. Ja, also ich bin wirklich sehr verblüfft, als ich diese Fläche das erste Mal besichtigt habe. Ich habe bei meinem Leben bislang noch kein ausgedehntes Steinkohle Bergwerk gekauft gehabt. Das war schon ein enormes Unterfangen für mich. Aber als ich die Fläche das erste Mal besichtigt habe, war sie so wie ich viele Flächen aus dem Ruhrgebiet kenne, von von Menschen im Grunde genommen verwüstet, kann man sagen ein verfallenes Bergwerk, jede Menge Müll eingeschmissen Scheiben.

00:31:06:13 - 00:31:32:05
Unbekannt
Und das sah ganz scheußlich aus. Und jetzt ist diese Fläche in einem schon ganz anderen Zustand. Und es ist tatsächlich verblüffend, wie schnell die Natur, wenn wir ihr doch den Raum geben und die Möglichkeit geben, wenn wir uns zurücknehmen und einfach nur Aktions Fläche sozusagen zur Verfügung stellen. Wie schnell die Natur sich bestimmte Dinge wiederholt. Ich werde noch mal ein bisschen grundsätzlich.

00:31:32:07 - 00:31:56:10
Unbekannt
Mir ist aufgefallen, dass Zahlen beim Verbessern des ökologischen Fußabdrucks eine ganz große Rolle spielen. Die Ökobilanz lässt sich in Excel Tabellen eintragen, wie wir anfangs gelernt haben. Die Höhe der ökologischen Schulden ist in Tonnen CO2 bezifferbar. Der Ausgleich von Schäden bemisst sich in Hektar. Würden Sie sagen, ich bin naiv, wenn mir bei allem so ein bisschen der Idealismus, das große Ganze, die philosophische Dimension fehlt?

00:31:56:16 - 00:32:41:08
Unbekannt
Ist es wirklich alles nur ein gigantisches Rechenexempel? Nein, ich glaube, eine ernsthafte und vielleicht an manchen Stellen auch etwas nüchterne Herangehens. Weise ist in vielen Fällen notwendig und hilfreich und sinnvoll. Aber natürlich geht es im Kern um etwas zutiefst Emotionales und Essentielles in unserem Dasein als Spezies. Wenn ich das für einen Moment sozusagen von mir abstrahieren, dann sind wir ja nun aufgefordert, ein Konzept zu finden, wie wir Menschen, vor allen Dingen natürlich auch unsere Kinder und Enkelkinder auf diesem Planeten in einer guten, unsere heutigen Lebensqualität vergleichbaren Art und Weise überleben können.

00:32:41:08 - 00:33:17:22
Unbekannt
Und wenn wir nicht relativ zeitnah Dinge grundlegend, ich meine wirklich auch grundlegend verändern, in der Art zum Beispiel wie wir wirtschaften, aber auch wie wir, wie wir leben, dann gibt es für nur noch eine begrenzte Anzahl von Menschen über Lebensraum und Möglichkeit auf diesem Planeten und dann wird die Zukunft unserer Kinder vergleichsweise schrecklich. Von daher ist es natürlich ein zutiefst emotionaler Punkt und von daher sehe ich eine oder empfinde ich, erlebe ich eine tiefe Sinnhaftigkeit in dem, was ich tue.

00:33:17:23 - 00:33:46:18
Unbekannt
Sie haben anfangs gesagt und das ist völlig richtig, mit meinen Excel Tabellen rechne hätte ich nicht gewählt. Aber ich erlebe ja auch in der Resonanz auf dieses Vorhaben, dass es viele Menschen gibt, die sich Gedanken machen, die das gleiche Unwohlsein haben, die einen eine Not verspüren, etwas tun zu wollen. Und wenn ich damit einen eine Idee, eine Anregung, einen Diskussionsbeitrag liefere, dann ist das ja etwas sehr Wertvolles und natürlich etwas total Emotionales.

00:33:46:20 - 00:34:06:22
Unbekannt
Herr Ratzel, herzlichen Dank für dieses sehr interessante Gespräch. Ich danke Ihnen. Und wer jetzt das Thema Nachhaltigkeit und Zukunft noch ein wenig vertiefen möchte, bleiben Sie dran. Wir haben einen sehr interessanten Buchtipp für Sie durchgeblättert.

00:34:06:24 - 00:34:34:21
Unbekannt
Mit Deutschland 2050. Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird, haben die Journalisten Toralf Staud und Nick Reimer ein fakten reiches Buch vorgelegt, das uns eine sehr klare Vorstellung davon gibt, wie wir in 30 Jahren arbeiten, essen, wirtschaften und Urlaub machen werden. Entstanden ist ein Aufrütteln der Blick in die nahe Zukunft. Anhand zahlreicher alltags naher Beispiele machen Sie klar, dass der menschengemachte Klimawandel keine Bedrohung für die ferne Zukunft ferner Länder ist, sondern längst stattfindet.

00:34:34:23 - 00:35:00:00
Unbekannt
So werden wir etwa auf Flügen über den Atlantik in absehbarer Zeit mit enormen Turbulenzen rechnen müssen, weil sich der Jetstream durch die Erderwärmung verändert. In Berlin wird es bald ebenso warm sein wie im 1500 Kilometer weiter südlich gelegenen Toulouse. Wir werden in Hamburg Aprikosen ernten können und deutschlandweit vermutlich um unser Trinkwasser bangen müssen. Bei aller Wissenschaftlichkeit ist das Buch sehr gut zu lesen und überzeugt durch seine Anschaulichkeit.

00:35:00:04 - 00:35:30:24
Unbekannt
Zudem stellen die Autoren kluge Zusammenhänge her und zeigen immer wieder, was wir im Alltag, aber auch als Gesellschaft ändern müssen, damit es nicht zum Äußersten kommt. So gesehen ist das Buch ein zwar hier und da erschreckender, aber durchaus auch sehr motivierender Appell zum Handeln. Deutschland 2050 Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird von Toralf Staud und Nick Reimer ist 2021 bei Kiepenheuer und Witsch erschienen, hat 384 Seiten und kostet in der Taschenbuchausgabe 18 €.